1. Seniorenresidenz Waldesruh 1v4


    Datum: 30.10.2018, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv

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    Vorwort _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.
    
    Alle Personen in dieser Geschichte sind über 18 Jahre alt.
    
    Erstveröffentlichung 2007
    
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    Kapitel 1
    
    Wenn man den Ort verläßt und nach ca. 10 km von der Landstraße abbiegt, gelangt man auf einen schmalen Weg, der von uralten Kastanien gesäumt ist. Immer dichter wird der Baumbestand, bis sich schließlich das Blätterdach über dem Weg schließt und man das Gefühl hat, durch einen Tunnel zu fahren. Nach einigen Kilometern Fahrt fällt der Blick auf eine zunächst kleine, dann immer größer werdende Wasserfläche. Der Weg führt weiter am Ufer des Sees entlang, bis die Fahrt von einer hohen, aus schweren Natursteinen errichteten Mauer gestoppt wird.
    
    Geräuschlos schwebt das schmiedeeiserne Tor zu Seite.
    
    Der Kontrast könnte größer nicht sein. Auf der einen Seite die urwüchsige Fülle des Waldes, chaotisch, dunkel, geheimnisvoll. Jenseits des Tores gepflegter Rasen, kleine Holzpavillonsm, umgeben von akkurat gestutzten Hecken. Unter den weit ausladenden Ästen mächtiger Bäume Bänke, vereinzelte Liegen und kleine Tischchen. Gepflasterte Wege ziehen sich durchs Grün wie filigranes Adergeflecht unter blasser Haut. In einigem Abstand zum Ufer schmiegt sich das Hauptgebäude an den Waldesrand, umgeben von ...
    ... mehreren kleineren Gebäuden und überdachten Freiflächen. Obwohl man erkennen kann, daß die Gebäude mehreren Generationen entspringen, bilden sie ein harmonisches Ganzes.
    
    Über dem großzügigen Eingangsportal prangt ein Schriftzug: Seniorenresidenz Waldesruh.
    
    Kapitel 2
    
    Werner saß auf der letzten Bank am Seeufer, bevor der Weg, der Mauer folgend, nach links Richtung Hauptgebäude führt. Werner, ein 70 jähriger ehemaliger Abteilungsleiter im Finanzministerium hatte die Tageszeitung aufgeschlagen und las den Börsenteil, als er Schritte näher kommen hörte. Als er aufblickte sah er Hubert, der mit gehörigem Tempo auf ihn zu kam.
    
    "Hallo Werner", sagte der Unternehmer im Ruhestand und setzte sich neben seinen Freund.
    
    "Hallo Hubert."
    
    "Sag mal, hast du Peter heute schon gesehen?
    
    "Peter? Nein. Heute noch nicht gesehen", antworte Werner und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
    
    "Verdammt! Immer wenn man den Quacksalber mal braucht, ist er nirgends aufzutreiben ... Weißt du denn wenigstens wo er sich rumtreibt?"
    
    Werner schaute genervt von seiner Zeitung auf. "Ich glaube, er wollte zur Heimleitung. Was gibt es denn so Wichtiges?"
    
    "Brauche Nachschub", brummte Hubert in seinen sorgfältig gestutzten Bart und schaute sich intensiv die Wolkenformationen an, die über sie zogen.
    
    Werner fand auf einmal seine Lektüre gar nicht mehr so spannend und drehte sich zu Hubert um. "Ach. Wieder mal was aufgerissen? Erzähl mal."
    
    Hubert lachte gequält auf. "Damit du mir die ...
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