1. Seniorenresidenz Waldesruh 1v4


    Datum: 30.10.2018, Kategorien: Betagt, Autor: bynachtaktiv

    ... Kleine wieder abspenstig machst, wie? Nee, dir erzähl ich doch nichts mehr. Wäre ja blöd von mir."
    
    "Nimm'st mir das mit dem Flittchen wohl immer noch übel, wie?", sagte Werner.
    
    Hubert sagte nichts und ließ seinen Blick über den See und die Grünanlagen schweifen. "Hey, da drüben kommt er ja."
    
    Peter war eine imposante Erscheinung. Knapp 2 Meter groß, breite Schultern und wie es schien hatte er von seiner ehemaligen Haarpracht nur wenig eingebüßt. Nur daß sie nach 74 Jahren jetzt schneeweiß waren. Als ehemaliger Gynäkologe dem Weiblichen in besonderer Weise verbunden, war er ein Casanova in Reinkultur. Woran sich übrigens bis heute nichts geändert hatte.
    
    Ein wenig außer Atem setzte er sich zwischen seine beiden Freunde. "Hab Neuigkeiten", sagte er. Dann nahm er eine Zigarette aus dem Silberetui und steckte sie sich an.
    
    Hubert knuffte seinen Freund in die Seite. "Hör mal. Du mußt mir helfen. Meine Reserven sind aufgebraucht."
    
    Werner konnte mit der Neuigkeit nicht an sich halten und platzte heraus: "Hubert hat was aufgerissen. Was Neues, wie er sagt."
    
    Peter schaute Hubert an. "Wer ist sie denn? Kenn ich sie?"
    
    Hubert machte ein Gesicht als hätte er Essig getrunken. "Ihr seid mir Freunde! Gönnt mir doch auch mal was. Also Peter. Was ist jetzt? Krieg ich ein paar von den Blauen, oder was?"
    
    Peter blies ein paar Rauchkringel in die Luft, dann sagte er: "Ich gebe dir Eine. Mehr nicht! Denk an das letzte Mal ... Nachher gibst du noch den Löffel ab und ich ...
    ... bin Schuld."
    
    Hubert schaute beleidigt, sagte dann aber: "Na, besser Eine als keine."
    
    Werner hatte inzwischen die Zeitung weggelegt und sagte an Peter gewandt: "Und, was gib es für Neuigkeiten? Erzähl mal."
    
    "Also ich war eben bei der Heimleitung. Ging da um irgend welche Papiere. Tut jetzt nichts zu Sache. Na und wie ich schon gehen will, sagt die Heimleiterin zu mir, daß sie uns heute um 15 Uhr besuchen will. Dann will sie uns auch die neue Pflegerin vorstellen, die für den Westflügel zuständig sein wird."
    
    "Ach du Scheiße", kam es wie aus der Pistole geschossen von Werner und Hubert.
    
    Hubert rollte mit den Augen. "Hoffentlich nicht wieder so eine vertrocknete Schachtel wie die Letzte."
    
    Werner nickte zustimmend. "War in der Tat ein hartes Stück Arbeit, die wegzuekeln."
    
    Die drei kicherten wie Schulbuben, als sie an die Streiche dachten, mit denen sie Doris letztendlich zur Aufgabe gebracht hatten.
    
    Peter schaute auf die Uhr. Eine Stunde noch. "Kommt, laßt uns gehen." Die drei standen auf und machten sich auf den Weg in ihre Wohnungen. Sie bewohnten gemeinsam den Westflügel des Haupthauses, in dem es vier separate Wohnungen gab. Eine war vor wenigen Tagen frei geworden. Abgänge waren hier leider nicht so ungewöhnlich.
    
    Kapitel 3
    
    Pia stand vor dem Spiegel und nestelte nervös an ihrem Kittel herum. Gaby, das Mädchen mit dem sie das Zimmer im Schwesternheim teilte, lag auf dem Bett und schaute sich das Treiben an.
    
    "Meinst du nicht, du übertreibst ...
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