1. Geheimnisse von Nonnenwerder


    Datum: 24.11.2018, Kategorien: Humor Autor: A-Beatrye

    ... Blechschrank hier“, sagte Vanessa. Sie legte den Hebel um, um ihn zu öffnen, aber stattdessen erklang das metallische Geräusch, was ich auch in der Nacht gehört hatte. Wir untersuchten den Schrank genauer. Mit dem Hebel konnte man den Schrank tatsächlich nicht öffnen, dafür hatte er sich von der Wand abgerückt. Beherzt griff ich an den Hebel und drehte ihn weiter. Nach über 30 Umdrehung hatte er eine Öffnung in einen weiteren Raum freigegeben.
    
    Als wir dort eintraten, roch es wirklich lecker. In einer Reihe standen hier vier leuchtende Kupferkessel, in denen Flüssigkeiten zu brodeln schienen. Alles war sehr gepflegt und man sah, dass dies hier einer mit Liebe zum Detail betrieb. Wir waren gerade in den Anblick vertieft, da wurden wir von einer Stimme hinter uns aufgeschreckt.
    
    „Was macht ihr hier?“
    
    Es war unser Hausmeister. Er stand im Durchgang, die Hände in die Seiten gepresst. Missmutig sah er zu uns rüber.
    
    „Wir wollten ein Geheimnis lüften“, sagte ich schnell. „Es war alleine Idee.“
    
    „Und was wollt ihr jetzt machen? Es der Schwester Oberin erzählen?“
    
    „Warum sollten wir das tun? Ich sehe das eher so, dass jeder ein paar Geheimnisse braucht. Ich würde nur gerne wissen, warum sie es tun. Das sie das gelernt haben, dass wissen wir mittlerweile.“
    
    „Woher?“
    
    „Von einer ehemaligen Schülerin“, sagte Vanessa. „Meine große Schwester.“
    
    Der Hausmeister musterte sie und schien sich dann an jemanden zu erinnern.
    
    „Lena oder so? Die kroch auch immer durch den ...
    ... Tunnel nach draußen. Hat sie euch von ihm erzählt?“
    
    „Nein, das haben wir alleine herausbekommen. Dadurch das sie jeden Abend nach der letzten Fähre zu diesem Grab in Bad Godesberg fahren.“
    
    Die Erwähnung dieses Zusammenhangs ließ den Hausmeister zusammensinken. Er trat in den Raum und setzte sich auf einen Hocker. Ich sah deutlich die Trauer in seinem Gesicht. Ich konnte nicht anders, ich trat zu ihm und legte meine Arme um ihn.
    
    „Es tut mir leid. Ich wollte keine alten Wunden aufreißen“, sagte ich ihm.
    
    Es dauerte etwas, bis er sich gefangen hatte. Dann erzählte er von sich aus, wen er da jeden Abend auf dem Friedhof besuchte. Es war eine Mutter mit ihrem Kind, die er bei einem Unfall überfahren hatte. Eigentlich konnte er nichts dafür. Er war kein Rennen gefahren oder sonst etwas. Es war ein Nagel gewesen, der einen seiner Reifen langsam zu einem Platten gemacht hatte und ihn in einer Kurve die Kontrolle über sein Auto hatte verlieren lassen. Das hätte jedem passieren können, hatte ihm die Polizei gesagt, aber trotzdem war die junge Frau und das Kind tot.
    
    Er war darüber nicht weggekommen und war in der Brauerei, in der er arbeitete, bald sein bester Kunde geworden. Das hatte sein Chef drei Monate ignoriert und ihn dann vor die Wahl gestellt. Entweder kündigte er freiwillig, oder er würde ihn wegen seines Alkoholismus kündigen. Er war gegangen und war danach nochmal richtig abgestürzt. Er hat dann ein Jahr auf der Straße gelebt, bis Schwester Agnes quasi über ihn ...