1. Verhext 01


    Datum: 30.11.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byspkfantasy

    ... D-Mark. Wenn sie ihr Gehalt so gut wie möglich sparen würde, dann hätte sie in drei Jahren mehr als fünfzehntausend D-Mark als Startkapital für eine eigene Existenz.
    
    Sie rief beherzt noch einmal auf der Polizeiwache an und erklärte, dass sie es wohl morgen schaffen würde, ihre Papiere aus Berlin zu erhalten und dann dort zu zeigen. Sie ging fest davon aus, dass die Beamten erst in zwei Tagen nervös werden würden --und dann war sie schon längst auf der Nordsee oder sogar schon im offenen Atlantik.
    
    Am darauf folgenden Vormittag ging sie an Bord, nicht ohne vorher Herrn von Grafenrausen darüber informiert zu haben. Der versprach ihr sie frühestens in Southhampton oder spätestens in Lissabon zu treffen und dann für ihre Dienstkleidung gesorgt zu haben. Letzteres empfand sie eher als eine Drohung denn als etwas, dem sie mit Freude entgegensah. Aber wie es auch in Hamburg immer hieß -- Verträge werden eingehalten, selbst wenn es nur per Handschlag vereinbart wird. Er hatte ihr die schnelle Ausreise möglich gemacht, nun musste sie ihren Teil der Vereinbarung einhalten.
    
    Ihr Pass wurde anstandslos akzeptiert, als sie an der Überseebrücke zum Linienschiff ging -- und es fiel ihr ein Stein vom Herzen. Der nächste fiel ihr vom Herzen, als der große Pott am späten Nachmittag losmachte. Am nächsten Morgen würde sie weit außerhalb der Hoheitsgewässer von Deutschland sein -- und in Sicherheit vor Nachfragen und Vernehmungen der Polizei.
    
    Endlich hatte sie Zeit, um ihre diffusen ...
    ... Erinnerungen langsam zu ordnen und in den richtigen Zusammenhang zu stellen. Sie begriff, dass ihre Schuldgefühle etwas mit ihrer Amnesie zu tun gehabt hatten. Sie hatte sich unbewusst nicht ihrer Mitwirkung am Tod von Maria Krone stellen wollen. Jetzt wo sie sich daran erinnert hatte, lösten sich die Schleier vor ihrer Erinnerung Stück für Stück mehr auf. Auf einmal war ihr Name wieder da - Elisabeth von Hettlingen hieß sie. So war es doch richtig, dass der Name von Maria Elisabeth Krone ein richtiges Element enthalten hatte.
    
    Mit dem Namen kam auch die Erinnerung an ihren damals knapp sechzehnjährigen und bedingt durch die knappen Rationen zierlichen Sohn Jakob, der nun ein erwachsener Mann sein müsste, wenn er das Bombardement in Hamburg-Harburg auch überlebt hätte. Es überkam sie plötzlich und hart - eine große Trauer, dass sie garantiert sein Heranwachsen zu einem gestandenen Mann verpasst hatte -- und was noch schlimmer war, dass sie nicht einmal wusste, ob er überhaupt am Leben war. Für ihn tat es ihr auch leid -- auf diese Art und Weise war er in gut einem Jahr von einer Halbwaise zu einer Vollwaise geworden, denn natürlich war sie nach der Zeitungsmeldung als im Bombenhagel umgekommen gemeldet worden. Warum musste sie diese ganzen Schicksalsschläge hinnehmen? In der nächsten Sekunde schämte sie sich, weil sie noch am Leben war, während Maria Krone im gleichen Lebensalter gestorben war -- und noch nicht einmal einen Sohn gehabt hatte.
    
    Sie sah sein jugendliches ...
«12...192021...39»