1. Liebe, Tod und Neuanfang


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... geteilt wurde. Er dachte wirklich, dass er es gewesen wäre, und fühlte sich als Herr des Hauses. Es war endlich bewiesen, dass er ein ganzer Mann war und dazu in der Lage, seine Frau zu schwängern. Ein paar Tage lang ging er mit vor stolz geschwollener Brust durch die Gegend und konnte es nicht lassen jedem zu erzählen, das WIR jetzt schwanger wären.
    
    Silvia ließ ihn gewähren, er sollte ruhig in dem Glauben bleiben, der Gockel auf dem Hof zu sein. Sie würde das Ei legen, er nicht merken, dass er nicht der Einzige auf dem Hof gewesen war.
    
    Die Freude hielt drei Monate. Dann geschah etwas, mit dem keiner gerechnet hatte.
    
    Silvia verlor ihr Kind. Keiner konnte sagen, warum, denn die Schwangerschaft war, so gut verlaufen, wie es ging. Selbst der Arzt verstand es nicht. Mutter Natur hatte entschieden, dass dieses Leben nicht die Erde betreten sollte.
    
    Was jetzt folgte, war die reinste Katastrophe. Die Freude kehrte sich ins genaue Gegenteil um. Traf Silvia der Verlust wesentlich schwerer als Peter, so machte er ihr jetzt Vorwürfe. Anstatt ihr beizustehen, sie in dieser Situation zu trösten, überschüttete er sie mit Anklagen.
    
    Erneut meinte er, dass es nur an ihr liegen könnte, immerhin hätte er ihr sein Leben eingepflanzt und sie wäre nicht in der Lage gewesen, dieses zu erhalten. Sein kostbarer Same sei verschwendet worden.
    
    Irgendwann wurde es Silvia zu viel. Sie packte heimlich ihre Koffer, als Peter wieder zu seinen verbalen Attacken gegen sie ansetzte. Dann sah ...
    ... sie ihn verächtlich an und sagte zu ihm: "Du glaubst doch nicht im ernst, dass du der Vater des Kindes gewesen wärst. Du bist kein Mann. Ein anderer brauchte mich nur einmal nehmen und schon hat es geklappt. Du würdest es nicht in zweihundert Jahren schaffen. Weder bei mir noch einer anderen. Wenn du das nicht glaubst, dann versuche es. Das kannst du jetzt. Ich bin weg auf alle Zeiten. Du hörst von meinem Anwalt."
    
    Dann schnappte sie sich ihren fertig gepackten Koffer und ließ ihn einfach stehen. Peter stand mit offenem Mund da und bekam kein Wort mehr heraus. Er merkte nur langsam, dass seine Welt gerade in Trümmern versank, die zuvor schon da gewesen waren, aber von ihm nicht gesehen wurden.
    
    So verschwand Silvia aus ihrer Ehe und reichte die Scheidung ein. Zum Glück hatte sie ihren gut bezahlten Job und konnte ohne Peter genauso gut leben, wie zuvor mit ihm. Es ging ihr mit der Zeit besser und die Erinnerungen verblassten. Nur mir Männern wollte sie seitdem erst einmal nichts mehr zu tun haben. Stattdessen hatte sie sich noch mehr in ihre Arbeit vertieft und ging darin auf. Ob es nur vorgeschoben war, konnte sie nicht sagen.
    
    Ich hörte bei dieser Erzählung zu und wunderte mich, wie genau Silvia alles beschrieb. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, erzählte frei Schnauze und mir wurde mehr als warm. Es war wie früher. Als wenn wir noch Kinder wären, die sich über die Anzahl von Beinen bei Insekten unterhielten. Fast sachlich, mit dem Unterschied, dass wir keine Kinder mehr ...
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