1. Liebe, Tod und Neuanfang


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... noch so zueinandergestanden hätten, wie jetzt, kann ich beim besten Willen nicht sagen.
    
    Die ganze Woche lang gingen mir diese oder ähnliche Gedanken durch den Kopf und ich ersehnte zum Schluss das Wiedersehen mit Silvia. Konnte von Donnerstag auf Freitag kaum schlafen und wunderte mich darüber. Was war schon dabei, dass wir uns morgen wiedersahen. Nichts, wir waren als Kinder zusammen gewesen, nicht mehr und nicht weniger.
    
    Freitag Nachmittag war es endlich soweit. Es klingelte an meiner Tür und ich öffnete sie übertrieben schnell, denn ich stand dahinter. Silvia sah mich seltsam an, denn sie hatte nicht damit gerechnet, dass die Tür so schnell aufgehen würde. Doch sie setzte ihr gewinnendes Lächeln auf und sah mich verwundert an. Erst da kam mir in den Sinn, sie hereinzubitten und ihr den Weg freizumachen.
    
    "Na, hattest du eine schöne Woche?", fragte sie mich, als wir im Wohnzimmer Platz genommen hatten. "Es war eigentlich eine schöne Woche, zumindest was das Wetter angeht!"
    
    "Es ist seltsam. Seitdem wir uns wiedergetroffen haben, fallen mir immer mehr Dinge von früher ein. Weist du noch, wie wir beim Nachbarn in die Bäume geklettert sind und uns an seinen Pflaumen gütlich getan haben? Oder weist du noch die Sache mit den Brenngläsern, mit denen wir im Sommer herumgekokelt haben?"
    
    Während sie davon erzählte, was ihr eingefallen war, sah ich ihr gespannt zu und ich konnte ein Leuchten in ihrem Gesicht erkennen. Sie blühte auf und manches Mal ertappte ich mich ...
    ... dabei, sie als kleines Mädchen zu sehen. So hatte ich sie in Erinnerung behalten und ich musste grinsen.
    
    Sie redete weiter und weiter, kramte immer mehr alte Erinnerungen aus ihrem Gehirn, die ich selber ebenfalls wiederfand. Sicher nicht alle, doch die meisten. So schlichen sich immer mehr Bilder vor meine Augen. Ich sah die alte Schaukel vor mir, aus der wir so weit absprangen, wie möglich. Das wurde zu einer Art Meisterschaft. Oder wir malten auf der Straße vor dem Haus, die wenig befahren war. Dazu suchten wir verschiedene Steine, mit denen wir malen konnten. Nicht wie heute, mit Kreide für die Straße, die es heute zu kaufen gab. Das gab es noch nicht. Dazu suchten wir in den Gärten meiner und ihrer Eltern und waren glücklich, wenn wir zum Beispiel ein Stück von einem Klinkerstein fanden. Dieser rot gebrannte Tonstein behielt auf der Straße seine Farbe und setzte sich dementsprechend gut ab.
    
    Immer mehr Erinnerungen wurden von uns abwechselnd aus den hintersten Winkeln unseres Gehirns geöffnet. Ab und zu schliefen wir am Wochenende bei dem anderen. Dazu packte man sich seine Decke und das Kopfkissen ein und war für die Nacht gerüstet. Am tollsten wurde es, als meine kleine Freundin ihren ersten Fernseher bekam. Ich selber hatte keinen und war etwas neidisch.
    
    Wenn ihre Eltern schliefen, machten wir heimlich den Fernseher leise an, um uns die Sendungen anzusehen, die nicht für uns gedacht waren.
    
    Gut, es gab nur drei Sender, aber das reichte, um ab und zu etwas zu ...
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