1. Der Rachen des Drachen


    Datum: 03.04.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byesterhazy

    Der Burgherr liebte seine Leonore.
    
    Aber seine Leonore liebte ihn nicht.
    
    Er hielt sie gefangen auf einem Turm, hoch oben zwischen schroffen Zinnen.
    
    Spielmänner kamen durch das Land und sangen qualvolle Lieder über das Mädchen in seinem Gefängnis:
    
    In höchster Höhe gleich,
    
    in einem steinern Turm,
    
    blaß und fahl gleich einer Leich,
    
    es die Schicksalkrähen gurrn,
    
    Leonore ist da oben,
    
    die schöne Maid,
    
    wir wollen ihre Schönheit loben,
    
    bis sie ein Rittersmann befreit.
    
    Eines Tages kam aus fernen Gefilden ein Edelmann geritten.
    
    Es war Ansgar von Südfolt, Herr über große Ländereien und immer auf der Suche nach Ruhm und Ehre.
    
    Nachdem er in einem fiebrigen Zweikampf den rosa Ritter von seinem Pferd gefällt hatte und die Schlacht von Atzincourt erfolgreich gegen die Engländer verloren hatte, sehnte er sich nach einer neuen Aventuire.
    
    Als der Burgherr das hörte, schickte er nach dem bösen Zauberer Abraxas, der einen Bannspruch um den Turm legen sollte, der solche Abenteuerer wie Ansgar davon abhalten sollte, das Verlies in dem sich die Jungfrau befand, zu entern.
    
    Er dachte sich einen ganz raffinierten Zauberspruch aus: Jeder der den Berg betrat, verwandelte sich in eine Frau und hatte somit kein Interesse mehr an der schönen Leonore.
    
    Beide lachten sich ins Fäustchen, sie hatten ja keine Ahnung das ihre Gefangene bisexuell veranlagt war!
    
    Asgar ritt also mit seinem Knappen Dagobert Richtung des besagten Berges.
    
    Am Fuße der grauen ...
    ... Felsen rasteten sie.
    
    Wie ein Liliputaner am Pinkelbecken, hieß es nun vorsichtig zu sein!
    
    "Herr!", sagte Dagobert, "ich habe so ein ungutes Gefühl! Was ist wenn der Burgherr einen Drachen zum Schutz des Turmes an dessen Zinnen gekettet hat?"
    
    "Ach teuerster Dagobert", sprach da Ansgar, "so ein Dragoner ist doch kein Problem für mich! Ich habe das Nibelungenlied gelesen und weiß wie man so einem Lindwurm Herr wird!"
    
    Sprach's und stürmte mit gezücktem Schwert den Abhang hinauf.
    
    Da zuckte plötzlich ein Blitz und Ansgar verwandelte sich in eine vollbusige Blondine, die mit roten Lippen einen Kussmund formte und auf Dagobert zustürmte.
    
    Derselbige konnte sich nur mit einem Sprung in die naheliegende Teufelschlucht retten, so dass Asgar oder besser sein feminines alter Ego ins Leere lief.
    
    "Mist!", sagte sie und stapfte mit großen Schritten wieder zurück in die Richtung des Turmes.
    
    An dessen Eingang wachte tatsächlich ein Drache, den Abraxas auf einem Flohmarkt für Echsen erworben hatte und als Plan B vor dem Eingang plaziert hatte.
    
    Leider war dieser Drache, mit dem Namen Sine-Ignis etwas alterschwach, spie nur noch Rauchsäulen und stellte somit nur eine periphere Bedrohung für Ansgara da.
    
    Sie lies den Drachen links liegen und wandte sich nach rechts, immer noch fest entschlossen die Jungfrau zu befreien und zu ehelichen.
    
    Diese stürmte ihr schon im Neklischee entgegen.
    
    "Danke meine Retterin", säuselte sie mit einem Honigmund und küsste ihre Befreierin ...
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