1. MEIN FENSTER MIT AUSSICHT


    Datum: 20.01.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... wird.
    
    Nach der Arbeit, unterwegs zu meiner Behausung, kaufe ich noch bei Woolworth ein billiges Fernglas. Es wird wohl bis zu jenem geheimnisvollen Fenster reichen.
    
    Kaum angekommen, ziehe ich mich wie gewohnt ganz aus und gehe auf den Balkon. Dort zünde ich mir eine Zigarette an. Mein Blick ist unverwandt auf das Haus gegenüber gerichtet. Aber heute ist kein Fenster erleuchtet, sehe ich nur schwarzschimmernde Löcher.
    
    Etwas enttäuscht gehe ich wieder hinein, schalte die Glotze an, lege mich aufs Sofa und beginne mein erotisches Tagewerk. Mittendrin stoppe ich das und springe auf. Ja, meine Ahnung hat mich nicht getrogen, wieder auf dem Balkon, sehe ich nun Licht hinter dem Rollo.
    
    Die zweite Zigarette ist fast am Ende, als sich da endlich etwas rührt. Wieder ist es diese weisse Hand, die erscheint. Ich hole das erstandene Fernglas, und nun sehe ich, es ist eine Frauenhand, ganz eindeutig. Und darüber, dahinter ein bleiches Gesicht, von schwarzen Haaren umrahmt. Sekundenlang blickt es zu mir herüber, oder sind es Minuten, ich weiss es nicht, bin wie im Rausch. Die Zigarette, der Stummel, brennt sich in meine Finger, so weg bin ich.
    
    Dann, - oh nein -, erlischt das Licht. Mein Glas ist zu schwach, um noch etwas zu erkennen, aber wer weiss, vielleicht starrt sie - jetzt aus dem Dunkel, immer noch zu mir herüber. Viel kann sie von mir wohl allerdings nicht mehr sehen, da es ja Nacht wird.
    
    Und nun mein Gedanke: Wie wäre das bei Tage. Das Wochenende kommt, und da ...
    ... habe ich frei, sie doch sicher auch. Werde mir also zwei Tage vornehmen, in denen ich das Geheimnis dieser Jalousie lüften will.
    
    Fiebrig erregt sitze ich auf dem Sofa, bin ganz aus meinem Alltagstrott gerissen, sehne den Samstag herbei.
    
    Im Büro am nächsten Tag bringe ich kaum was zustande, was mir eine ernste Ermahnung meines Chefs einbringt.
    
    Endlich bricht der ersehnte Tag an, ich habe neue Zigaretten und Wein besorgt. Hunger habe ich keinen, bis auf diesen bestimmten, den kein Supermarkt stillen kann.
    
    Schon wieder an die dreissig Grad draussen. Ich stelle mir, nackt und bereits schwitzend, einen Stuhl auf den Balkon, tue so, als ob ich lese, schiele dabei aber immer dorthin, zu dem Ziel meiner Sehnsüchte.
    
    Aber da tut sich lange Zeit nichts. Sollte sie das Interesse verloren haben, entspreche ich vielleicht nicht ihrem Beuteschema. Erotisch müsste aber eigentlich was drin sein, hat dieser Balkon doch günstigerweise nur zwei dünne wagerechte Metallstangen als, total unzureichende, Sicht-Abgrenzung. Für Katzen wäre das nichts.
    
    Ich gehe erstmal wieder hinein und mache mir eine Dosensuppe heiss. Dann kann ich es aber doch nicht lassen, schleppe einen kleinen Tisch auf den Balkon und stelle den Teller Suppe darauf.
    
    Auf einmal aber höre ich auf zu essen, da drüben tut sich was. Ja, wahrhaftig, das Rollo geht hoch, leider nur zur Hälfte, aber immerhin. Schläft sie so lange, frage ich mich.
    
    Ich stehe auf und hole das Fernglas, sie muss es nun - bei Tageslicht - ...
«1234...8»