1. Die Fickinger 05


    Datum: 26.01.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: bygaldranorn

    ... sturmumwölbt. Tjures besorgter Blick entging ihm dabei vollkommen, so sehr war er in dem Sturm an widersprüchlichen Gefühlen gefangen, der ungebändigt in ihm tobte.
    
    In dem Moment fasste Tjure einen Entschluss. Festen Schrittes näherte er sich Snorre und tauschte ein paar gemurmelte Worte mit ihm. Snorre lauschte mit irritiertem Blick, stellte ein paar leise Fragen und nickte schließlich zustimmend.
    
    Eigentlich hätte diese nahezu unterwürfige Fügsamkeit seitens Snorre ausreichen müssen, um Vicke misstrauisch zu stimmen. Doch statt stutzig auf Snorres plötzliches Verschwinden zu reagieren, ließ Vicke nur sein Bündel an Reisegepäck sinken und lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. Der wenige Schlaf und die vergangenen, rauen Nächte unter freiem Himmel forderten allmählich ihr Tribut... Entkräftet schloss Vicke für einen Moment die Augen, ehe Tjure auf der Weiterreise bestehen konnte.
    
    Auf genau solch eine Gelegenheit hatte Tjure indessen nur gewartet.
    
    Niemals die Deckung vernachlässigen, war eine der ersten harten Lektionen, die Vicke im Kampf gegen den Feind hatte erlernen müssen. Entweder sah er in Tjure keine ernsthafte Bedrohung, grübelte der Handwerker einen flüchtigen Augenblick lang, oder aber er war sich seines Triumphs zu gewiss und beging deswegen den Fehler, ihn zu unterschätzen.
    
    Wie dem auch war, eines stand jedenfalls fest: Vicke war wehrlos, und diese Gelegenheit würde sich Tjure so schnell nicht wieder bieten. Also atmete der Wikinger einmal ganz ...
    ... tief durch, sammelte seine wild umherhuschenden Gedanken und stellte sich seinem Schützling dann direkt gegenüber.
    
    „Ich habe Snorre gebeten, uns für eine Weile allein zu lassen", sagte er, leise zwar, aber mit fester Stimme.
    
    Desinteressiert hob Vicke den Blick, die Augenbrauen spöttisch zusammengezogen. Fest entschlossen, sich davon nicht verunsichern zu lassen, fuhr Tjure fort: „Ich möchte mit dir reden, Vicke. Wegen der vergangenen Nacht."
    
    „Wir sind also allein?", hauchte Vicke mit dunkler Stimme und stieß sich vom Baumstamm ab.
    
    Er selbst war der einfältige Tor, der einen Fehler begangen hatte, wurde Tjure im selben Moment bewusst, als Vicke mit verwegenem Lächeln in seinem hübschen Gesicht ganz langsam seine Augen öffnete.
    
    „Auf deine Knie, Tjure", raunte er ihm neckisch zu. Ein gefährlicher Glanz zuckte durch seine Augen und etwas im Klang seiner Stimme ließ Tjure unwillkürlich schaudern. Er wollte zu Protesten anheben, aber da hatte Vicke ihn bereits viel zu tief in seine Falle gelockt.
    
    Tjure tat eine unbedachte Bewegung, Vicke wich ihm geschickt aus und dann ging alles schnell.
    
    Wie sie es auf den Boden geschafft hatten, wusste Tjure später nicht mehr. Aber das heiße Glühen, das Vickes Lippen auf den seinen verursachten, brannte sich unauslöschlich in seinen Erinnerungen ein.
    
    Im ersten Reflex wollte Tjure den jungen Mann rüde von sich stoßen, doch da umschlangen Vickes Hände Tjures wettergegerbtes Gesicht und legten sich fast zärtlich auf die von Wind ...
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