1. Sonntag Abend, die 4. Woche


    Datum: 31.01.2019, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    "Na komm schon Inge, sich vor gleichaltrigen nach dem Sport auszuziehen ist halt mal problematisch für Teenager. Da ändert offenbar auch unser Training mit ihr nichts." Es war am frühen Dienstag Nachmittag als meine Frau mich etwas genervt im Büro angerufen hatte. Ich hatte den ganzen Schreibtisch voller Notizen was heute alles noch fertig werden musste und hatte im Moment wirklich wenig Sinn für Inges Unmut. Sie hatte mal wieder versucht unsere gerade 16 jährige Tochter zu überzeugen selbst mit dem Fahrrad zum Squashtraining zu fahren und dann nach dem Sport vor Ort zu duschen. Es war schon Spätherbst geworden und wir wollten sie einfach nicht durchgeschwitzt heimfahren lassen. Aber Inge hatte auch noch andere Interessen als für Susanne den Chauffeur zu spielen. Und so war die Sache heute mal wieder eskaliert. Im Nachhinein hätte ich mir vielleicht etwas mehr Zeit nehmen sollen, aber so murmelte Inge nur etwas von mit ihr könnte man es ja machen und verabschiedete sich mit einem schnellen Telefonkuss bis zum Abend.
    
    Ich erachtete die Sache damit erst mal als erledigt und widmete mich wieder meiner Arbeit. Gute zwei Stunden später war dann auf einmal Susanne am Telefon und begann sich über ihre Mutter zu beschweren. "Das ist ja wohl voll unfair mich als Schisser mit kindischem Verhalten zu bezeichnen! Die ganzen coolen Sachen die ich seit Wochen bringe sind wohl gar nix oder was? Und jetzt soll ich auch noch beim Einkaufen helfen, als ob sie dadurch Zeit zurück gewinnen ...
    ... würde." Offenbar hatte Inge ihrem Unmut bei der Heimfahrt nochmal freien Lauf gelassen, so dass sie die Aggressionen nun erfolgreich auf ihre Tochter übertragen hatte. Ich hatte nun so gar keine Lust vom Büro aus den Streit zwischen den Mädels zu schlichten die offenbar beide nicht sehr rational argumentierten. Ich versuchte die Sache so schnell wie möglich zu beenden indem ich ihr sagte sie müsste ihrer Mutter halt demonstrieren dass sie kein Kind mehr sei und so schlimm sei dass mit dem Einkaufen helfen jetzt ja wirklich nicht. Ich gebe zu, dass ich vielleicht ein paar Züge weiter hätte vordenken sollen, aber man kann ja nicht jedes kurzes Telefongespräch führen wie ein Schachweltmeisterschaftsendspiel gegen Gari Kasparow. Für den Moment war die Sache damit zwar beendet, Susanne legte mit einem zynischen "Tolle Hilfe, tschau bis heute Abend" einfach auf.
    
    Der Feierabend nahm eine wirklich unerwartete Wendung als ich kurz vor halb Acht in unsere Einfahrt einbog. Inge und Susanne waren offenbar gerade erst vom Einkaufen zurückgekommen, da sie noch beim Entladen des Kofferraums waren. Ein kurze Blick genügte um festzustellen dass an diesem Nachmittag wohl eines der Einrichtungshäuser in der Region einen ganz guten Umsatz gemacht haben musste. Die beiden entluden Schüsseln, Vorlegebesteck, Sofakissen und allerlei anderen Grimsgrams von dem unser Haushalt mit Sicherheit nicht zu wenig hatte. Ich dachte kurz an die Telefonate von heute Nachmittag zurück und war zunächst mal froh, ...
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