1. Sophie


    Datum: 09.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byGrab_Me

    Kapitel Eins.
    
    Dunkelheit umfing sie. Sie spürte Erschütterungen. Sie war in einem Auto, wahrscheinlich im Kofferraum. Ihr Hinterkopf und ihr Rachen schmerzten. Was war das? Was war gewesen?
    
    Erinnerungsfetzen kamen hoch. Das Hotel am Rande der Wüste. Wie hieß es noch gleich? Castle Desert. Absurderweise fiel ihr noch ein, wie einer ihrer Begleiter auf französisch "Schloss Nachtisch" sagte. Der Sektempfang, dann die schnelle Reise im Jeep in Richtung Treffpunkt. Noch ein Schluck Wasser aus der Feldflasche. Dann - dann.. dann was? Die Kopfschmerzen wurden stärker. Sie schloss die Augen und wurde wieder ohnmächtig.
    
    Dunkle Haare, weiße Haut, zierlich gebaut, aber recht große Brüste dabei. Ein Gesicht, das an und für sich unauffällig wirkte, aber bei genauerem Hinsehen Scharfsinn und Intelligenz, sowie einen äußert interessanten Charme verriet und ein strahlendes Lächeln erahnen ließ. Asiatisch in gewisser Weise, aber schlussendlich doch europäisch.
    
    Die Lösung dieses Rätsels war, dass diese schöne, noch recht junge Frau einen französischen Vater und eine koreanische Mutter hatte. Sophie Li war eine Agentin. Nicht im James-Bond-Stil, im Gegenteil.
    
    Das einzige, was sie mit den Daniel Craigs, Roger Moores und Pierce Brosnans von Hollywood gemeinsam hatte, war die Geheimstufe ihrer Aufträge.
    
    Sophie Li lieferte Waffen. Von einer Regierung an eine andere Regierung. Oder an Zivilisten. Oder an Organisationen. Im Nahen Osten, im Fernen Osten, im tiefsten Russland, an ...
    ... Rebellen in Georgien, an Waffennarren in Amerika - sie konnte alles besorgen und jeden beliefern. Alles im Auftrag eines Konglomerats verschiedener europäischer Regierungen. Raketen an Warlords, Giftgas an Despoten, oder auch den ersten von Samuel Colt selbst gebauten Revolver für Millionen an einen Inder. Schallkanonen für die US-Amerikaner, Teaser für russische Polizisten, AK-47-Sturmgewehre an Pakistani. Die Liste konnte ewig fortgesetzt werden.
    
    Sophie Li galt als die Beste. Wenige kannten ihr Gesicht oder gar ihren Namen, aber diejenigen, die sie kannten, genossen stets höchstes Vertrauen in ihren Wahlbereichen - und waren stets gewillt, für den höchsten Profit dieses zu missbrauchen.
    
    Es galten zwei Regeln in Sophies Metier. Jede Missachtung dieser würde zu ihrem Tod oder zu lebenslanger Haft führen, je nach Land, und wahrscheinlich schwere politische Krisen auslösen.
    
    Die erste lautete: "Niemand existiert."
    
    Die zweite lautete: "Da wo niemand existiert, wird nicht geredet."
    
    Sophie wachte auf. Sie sah nichts, spürte nur einen fest angelegten, dünnen Schal an ihren Augen und einen kalten Luftzug, der durch ihre leicht geöffneten Beine glitt. Nur langsam wurde ihr klar, dass sie völlig nackt war.
    
    Ihre Hände waren fast taub, eng gefesselt und über ihrem Kopf an der Decke befestigt. Ihre Beine waren gespreizt, jedes Fußgelenk einzeln an Ringen am Boden gefesselt. Mit einem Schlag wurde Sophie hellwach, der letzte Schleier ihrer Betäubung wurde weggepustet, als sie ...
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