1. Trio informale


    Datum: 26.03.2019, Kategorien: CMNF Autor: LaVie

    ... über Wolken schweben, Gedanken fliegen und sorgt über Stunden für ein Wohlgefühl, an das keine andere Droge heran kommt. Und bis auf einen Schock am nächsten Morgen, weil der Mann unserer feuchten Nächte keineswegs für den Frühstückstisch taugt, gibt es keine Nebenwirkungen. Großer Vorteil: Da man Sex in trauter Zweisamkeit genießt, bleiben Ausfallerscheinungen und Peinlichkeiten ungeteilt unter der Bettdecke (es sei denn, man hat die Webcam an...). Doch leider reichen selbst vier Orgasmen mit dem Trio Vaginale Heinrich, Ernst und Möbius nicht an eine 10-Minuten-Nummer mit einem Mann inkl. Anfassen, Küssen und Stöhnen heran.
    
    Ich bin allein. Acht Orgasmen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich nicht mehr ich bin, sondern seine Sklavin. Eher: Meine Sklavin. Mein Erhaltungs-Ich steht im klischeehaften Domina-Outfit vor mir und schwingt die Peitsche. Ich will so vieles sein. Ich will die Frau sein, die er sich gewünscht hat. Ich will die Frau sein, die in ihm sieht, was er ist, und nicht, was er in sich selbst sieht. Und ich will die sein, die darauf vorbereitet ist, wenn er zurückkommt. Er wird zurückkommen. Denn man soll probieren, probieren und nochmal probieren. Solange, bis man nicht mehr hinfällt. Liegen bleiben ist keine Option. Gar keine. Wer aufgibt, den futtern die Fliegen.
    
    Doch mein Vorwärts-Ich lässt sich nicht unterkriegen. Auch wenn es auf dem Boden kriecht, übersäht mit Striemen, blickt es nach oben murmelt: „Du wirst nicht siegen!“
    
    Ich bin mir ...
    ... nicht sicher. Es ist einfach furchtbar bequem. Es fühlt sich gut an zu weinen. Es ist belebend sich zu streiten. Es bereitet mir Freude, darüber nachzudenken, warum ich recht habe und warum er ein Idiot ist. Es ist toll, anderen Leuten damit auf die Nerven zu gehen und das ganze künstlerisch zu verarbeiten. Selbst auf dem Sofa zu sitzen und die Dämmerung anzustarren ist toll, wenn man dabei über eine Beziehung nachdenkt, die mal wieder kurz vor dem Zusammenbruch steht. Es belebt einfach. Die Monotonie des Alltags ist verschwunden und für ein paar Minuten gibt es Wichtigeres als die verpasste Straßenbahn und die aktuellen Facebookmeldungen. Auch wenn wir uns einreden, dass wir NACHDENKEN, schubsen wir einfach nur Emotionen hin und her. Unser Verstand ist ausgeschaltet. Der Körper reagiert. Wenn wir alltags-grau-drauf sind, können wir Stunden damit zubringen, wie wir aussehen, ob wir gerade essen wollen oder sollen und was. Wenn wir traurig sind, meldet sich der Körper zu Wort, wenn es notwendig ist. Auch wenn die Welt gerade untergeht, geht das nicht mit nüchternem Magen – soll sie mit ihrem Inferno warten, bis wir satt und wach dem Schauspiel bewohnen können. Es ist ein wundervoller Trance-Zustand. Ähnlich wie Freude. Aber Freude ist schwerer zu erreichen, weil wir dafür unsere Ansprüche an das, was uns Freude macht, herunterfahren müssen. Deswegen suchen wir ständig neue Wege, um glücklich zu sein. Es ist viel zu wichtig und viel zu schwer zu erreichen. Trauer ist einfach. Man ...
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