1. Die alte Polizeiakte


    Datum: 28.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byswriter

    ... Hände und begab sich zum Küchentisch. Als sie Fritz bediente, langte dieser nach ihr und legte seine Pranke auf Ivanas Hinterteil. Dort drückte er kraftvoll zu, was Ivana vor Schmerz die Tränen in die Augen trieb. Sie wusste, dass genau das in seinem Interesse lag.
    
    Sie begab sich zu Hermann, der sie ebenfalls anfassen wollte. Es kam Ivana wie ein Spießrutenlauf vor, bei dem sie vorgeführt wurde. Die Männer ergötzten sich an ihrer Blöße und machten anzügliche Bemerkungen und befummelten sie. Irmgard ließ es geschehen und kam ihr nicht zur Hilfe. Nachdem sie den Männern das Essen serviert hatte, erklärte Irmgard, dass sie sich einen Teller mit Essen nehmen durfte. Ihr Mahl sollte sie alleine in ihrem Zimmer zu sich nehmen. Anschließend sollte sie zurückkehren.
    
    Ivana nahm ihren Teller mit den wenigen Essensresten und begab sich in ihr Zimmer. Bislang hatte sie mit den anderen Drei während der Mahlzeiten gemeinsam am Küchentisch gesessen. Offenbar hatte sich Vieles gravierend verändert. In ihrem Zimmer angekommen stellte sie den Teller auf einem Stuhl ab und legte sich auf ihr Bett. Sie hatte keinen Hunger und war nicht in der Lage auch nur den kleinsten Bissen herunterzubekommen. Sie begann zu weinen und zerfloss in Selbstmitleid. Sie bedauerte sich selber und fragte sich, wie es mit ihr weitergehen würde. Sie erinnerte sich an die schöne Zeit in ihrer Heimat mit ihren Eltern und ihren Brüdern. Sie hatte einige Briefe nach Hause geschrieben und sich lobend über ihre ...
    ... Gastfamilie geäußert. Dieses positive Urteil war nicht mehr aufrechtzuerhalten. Ob sie jemals die Gelegenheit erhalten würde weitere Briefe zu schreiben? Und sollte sie darin von ihren schrecklichen Erlebnissen berichten? Was konnten ihre Leute in der Ukraine schon für sie tun? Sie würden vor Sorge vergehen und es würde nichts an ihrer Situation ändern.
    
    Ivana war klar, dass sie der Misere entfliehen musste, doch noch sah sie keine Gelegenheit dazu. Seit dem ersten Übergriff wurden die Türen und die Fenster verschlossen gehalten. Auch an den Fensterläden waren Schlösser angebracht und sie wusste nicht, wo sich die Schlüssel befanden. Momentan war an Flucht nicht zu denken. Wo sollte sie auch hin? Selbst wenn ihr die Flucht gelingen würde, hätte sie nicht gewusst, wohin sie sich hätte wenden sollte. Vertrauen in die Polizei hatte sie nicht. Zu viele schlechte Erfahrungen hatten sie und ihre Familie in ihrer Heimat mit den hiesigen Behörden gemacht. Sie war verzweifelt und wusste nicht, wie es weitergehen konnte. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Fritz nach ihr rief. Sie richtete sich auf, kontrollierte ihr verheultes und zerschlagenes Gesicht im Spiegel und begab sich zurück in die Küche. Irmgard hatte die Teller abgeräumt und saß ebenfalls am Tisch. Ivana blieb zunächst am Eingang stehen, ging dann aber auf Fritz zu, der sie mit Gesten zu sich beorderte. Er setzte ein falsches Lächeln auf und deutete auf den freien Stuhl neben sich. Ivana, die immer noch die ...
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