Princess of Sii
Datum: 13.04.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: by_Faith_
... der Transportbarke?«, fragte sein Herr über Funk.
»Äh, nicht mehr sooo lange, vielleicht bis es dunkel ist, aber ich weiß nicht so genau, mein Lord.«
Das resignierte Seufzen seines Herren bedrückte den Gnom sichtlich. Immerhin war es ihm gelungen, das „Verschwinden" der Prinzessin auf eine Fehlfunktion des Bordcomputers zu schieben. Dennoch -- oder gerade deswegen -- plagten ihn Schuldgefühle.
»Ich muss den Verlust der Prinzessin melden, alleine schaffen wir die Bergung nicht rechtzeitig«, erklärte der Lord und fügte hinzu:
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
»Ähh, ja«, krächzte der Gnom, »Die Menschen verstehen das alles nicht so richtig, man müsste es ihnen erklären, damit sie nicht so viel dummes Zeug machen -- die sollen die Prinzessin in Ruhe lassen.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach der Lord.
Es war ein guter Lord, ja. Der Gnom war sich sicher, keinen besseren Lord finden zu können.
Er kam sich schäbig vor, er war so ein schlechter Diener ...
***
Im Laufe des Nachmittags kehrte eine erschöpfte Ruhe in der Zone ein. An den Straßensperren außerhalb steigerte sich die Aktivität. Ein illustrer Kreis aus Menschen wollte in die Zone hinein. Die Rettungskräfte mussten den Versuch aufgeben, die Situation zu klären und waren hellauf damit beschäftig, eine Stürmung des Bereichs zu verhindern.
Altgediente AKW--Gegner und „Wutbürger" strömten in Scharen herbei, sie wussten zwar nicht genau, um was es ging, aber sie waren erst einmal dagegen -- ...
... Wasserwerfer kamen zum Einsatz.
In den nachmittäglichen Talkshows wurden alle Aspekte kontrovers und ergebnisoffen diskutiert. Es fanden sich Experten für Themen, die bisher noch keiner kannte.
Das Gebiet um die Zone war längst von überregionalen und internationalen Kamerateams belagert. Anita Kieshauers einziger Vorteil bestand in der Nähe zur Grenzlinie. Alle anderen Reporter irrten weiter hinten in den Menschenmassen herum. Sie befand sich direkt an einer Straßensperre, umringt von Polizisten, aber unbehelligt von dem Chaos weiter hinten.
Oberwachtmeister Molker stand nicht mehr zur Verfügung, er wurde an anderer Stelle benötigt.
Mit einer Handkamera nahm die Reporterin das Geschehen auf und kommentierte die Bilder mehr oder weniger geistreich.
In den Augenwinkeln bemerkte sie eine Chance: es tat sich eine Gasse vor ihr auf, in der niemand stand. Lediglich die Straßensperre aus rot/weiß lackierten Balken trennte sie von dem verbotenen Bereich. In all dem Chaos nutzte sie die Gelegenheit und rannte los.
»Das ging fast ein bisschen zu einfach, liebe Zuschauer«, plapperte sie in die Kamera und bog hinter einer Hauswand ab, um außer Sichtweite zu kommen.
»Du bist die Stimme, die zu deinem Volke spricht«, sagte eine tiefe Männerstimme und Anita Kieshauer erstarrte. Es gelang ihr nicht einmal, die Kamera auf die Stimmquelle zu richten. Der dunkelhäutige Hüne stand neben ihr und fixierte sie mit eisigem Blick. Er war nackt, abgesehen von einem bodenlangen ...