1. Geschichten aus einer anderen Welt


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... gehalten hatte. Vorsichtig löste er seine Umarmung, nun mit der Gewissheit, das Richtige zu tun. Seine Gefühle schlossen sich nicht mehr gegenseitig aus, sonder das Band ihrer Vertrautheit würde bestehen bleiben, auch wenn der andere nicht in direkter Nähe war. Es würde sie beide beschützen wie eine göttliche Hand, eine fortwährend bestehende, unsichtbares Seil, welches sie immer wieder zueinander führen würde, solange es keiner von beiden zerschnitt.
    
    Ein einfaches, kaum bemerkbares Nicken ihrerseits reichte nun aus, um ihn zu verabschieden. Er würde bis zum Abend zurück sein, das konnte er nun mit Sicherheit sagen. Er las wieder diese der Seele entspringende Zuneigung in ihren Augen, sah ihr Licht hell erstrahlen. In ihrer Nähe gab es keinen Schatten und solange ihre Verbindung bestehen blieb, würde ihr Licht ihn erreichen.
    
    Wie beim letzten Mal machte er sich mit seinem Bogen und den Pfeilen auf den Weg. Vorsichtig darauf achtend, keine Geräusche zu verursachen, schlich er durch den Wald, auf der Suche nach Wild. Das letzte Mal hatte er ein paar Rehe auf einer Lichtung gesehen, mit ein wenig Glück würden dort wieder welche sein. Den Weg dorthin hatte er sich aus Gewohnheit eingeprägt, jetzt befand er sich schließlich wieder auf gewohntem Gebiet. Die Jahre In der Wildnis hatten eine gewisse Selbstverständlichkeit und Routine in seine Handlungen gebracht, selbst im Schlaf würde er sich vermutlich beinahe lautlos durch den Wald bewegen.
    
    Sein Zeitplan war dennoch eng, ...
    ... er würde eine knappe Stunde für den Hinweg brauchen und selbst wenn er dort ein Reh oder ähnliches fand, würde der Heimweg länger dauern. Immer wieder duckte er sich reflexartig vor herabhängenden Ästen, machte einen Bogen um teilweise fast vollständig verdeckte Löcher im Boden, stets darauf achtend größere Äste und Ansammlungen von Zweigen zu meiden um sein Herannahen Wild oder eventuellen anderen Jägern nicht zu früh anzukündigen.
    
    Trotzdem wusste er, wie unkonzentriert er war. Die Gedanken an Leyla waren noch zu frisch um als selbstverständlich in die Ecke seiner Gedanken geschoben werden zu können. Prinzipiell hatte er nichts dagegen, ihre Wärme gab seinem Tun zum ersten Mal im Leben einen tieferen Sinn außer dem eigenen Überleben, vorherige Aufträge hatte er zwar erledigt, hatte sich jedoch nie damit beschäftigt, inwieweit sie anderer beeinflussten oder moralisch vertretbar waren. Solange sie sein Überleben sicherten, war ihm beinahe alles recht gewesen. Nun jagte er deshalb, um sie zu beschützen und ihr ein anständiges Abendessen bieten zu können. Zu diesem Zweck hielt er auch immer ein wenig nach ein paar Kräutern Ausschau, einige lieferten wunderbare Gewürze. Sie hatte ihn innerhalb eines Tages zu einem anderen Menschen gemacht. Inwieweit sich das noch auswirken würde blieb abzuwarten, aber im Moment gefielen ihm die Veränderungen.
    
    Schließlich war er beinahe in Sichtweite der Lichtung, und allem Anschein nach war das Schicksal ihm gut gewillt. Ein einzelnes Reh ...
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