1. Geschichten aus einer anderen Welt


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... stand in der Nähe einer Gruppe von jungen Bäumen, zu unvorsichtig, mit Fressen beschäftigt. Im Moment war es etwa 100 Schritt von ihm entfernt, wenn er es schaffte bis auf 50 Schritt unbemerkt heranzukommen, wäre die Jagd unerwartet schnell erfolgreich verlaufen. Doch er wusste, dass eben jener Moment des Anschleichens und letztendlichen erlegen des Rehs der schwierigste war. Auch wenn es scheinbar ungeschützt dastand, eine Herde in der Nähe konnte für ihn sehr schnell gefährlich werden und jedes Astknacken konnte ihn verraten und seine Beute wäre vorerst verschwunden.
    
    Er ging in einem Bogen halb um das schräg mit dem Kopf zu ihm gewendete Reh herum, beinahe jedem Zweig ausweichend oder zu Seite schiebend. Langsam nahm er einen Pfeil und spannte seinen Bogen. Der Schuss musste gut platziert sein, wenn er das Reh nicht richtig erwischte oder nur den Rumpf würde es flüchten. Selbst wenn die Wunde letztendlich tödlich wäre, sobald es noch die Möglichkeit bekommen konnte zu fliehen würde er es verlieren. Ein totes Reh im Wald brachte ihm nichts, wenn er es nicht mitnehmen konnte und würde zusätzlich den Verlust eines Pfeils bedeuten.
    
    Einen neuen Pfeil herzustellen war extrem zeitaufwendig. Generell eigneten sich fast ausschließlich junge Äste, doch die Wahl des Holzes war bedeutend anspruchsvoller. Es durfte nicht zu leicht sein um nicht zu sehr vom Wind beeinflusst zu werden, zu schweres Holz würde sich jedoch ebenfalls negativ auf die Flugbahn und die Reichweite ...
    ... auswirken. War Das Holz zu hart, ließ es sich schlecht bearbeiten und würde leicht brechen, weiches hingegen war eventuell nicht stabil genug und tendenziell sehr leicht. Hatte man erst einmal das richtige Holz gefunden, galt es noch Federn und eine Spitze zu finden, Federn ließen sich zwar günstig in der Stadt bekommen, es war jedoch eine Kunst für sich diese effektiv an den Pfeil zu stecken, ohne dass das am Ende so wie so schon angeritzte Holz für die Sehne splitterte und die Federn die erwünschte Flugstabilisation bieten würden. Für Pfeilspitzen hingegen konnte man mehr Geld ausgeben, als er in seinem ganzen Leben jemals besitzen würde, diese waren jedoch unerlässlich, wenn der Pfeil sofort tödlich und haltbar sein sollte. Reine Holzspitzen waren nicht stabil genug, außerdem waren sie sehr groß um ein für die Jagd unerlässliches Übergewicht an der Spitze zu erzeugen, was sich wiederum negativ auf Reichweite und Effektivität auswirkte. Von den Sekundenbruchteilen des Schusses hing damit eine Menge ab, jedoch hatten ihn gelegentliches Training und die Zeit mittlerweile zu einem einigermaßen erfahrenen Bogenschützen werden lassen.
    
    Als die Sehne zurückschnellte, horchte das Reh kurz auf, es hatte ihn bemerkt, doch zu spät. Bevor es die Möglichkeit hatte zu fliehen bohrte sich der Pfeil zielgerichtet zwischen zwei Rippen hindurch zum Herzen. Die letzten beiden Sekunden seines Lebens waren schmerzhaft gewesen, aber der Tod war rasch und ohne längere Qualen eingetreten. Noven ...
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