Liebe Tod und Neuanfang 08
Datum: 26.04.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
... und wir kamen in Ecken, die ich noch nie gesehen hatte. Wann auch, immerhin hatte ich mich nie dafür interessiert. Doch jetzt war es anders. Besonders wenn man in die Teile der Anlage kam, die schon wesentlich ältere war. Man hatte vor vielen Jahren wesentlich mehr Wert darauf gelegt, wie die Gräber aussehen sollten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass man nicht so vielen Regeln unterworfen war. Auf den neueren Teilen der Anlage wurde einem so viel vorgeschrieben, dass es fast einem Wunder gleichkam, dass man noch den wirklichen Namen des Verstorbenen auf den Stein schreiben durfte. Ansonsten wurde einem die Form und Farbe vorgegeben. Eigentlich schade, denn hier, wo die alten Gräber waren, sah es ganz anders aus. Allerdings lag es nicht nur an den Steinen. Schon der alte Baumbestand war enorm und es kam eher einem Park gleich.
Wenn man jetzt durch die Reihen ging, fiel einem erst richtig auf, wie viele von ihnen Verzierungen hatten. Das ging los mit verschnörkelten Schriften und anderen Ornamenten, die von geschickten Steinmetzen hineingearbeitet worden waren. Dazu kamen diverse andere Applikationen. Besonders auf den ganz alten Steinen waren diverse Schädel zu erkennen. Allerdings musste man bei vielen genauer hinsehen, denn der Zahn der Zeit hatte sich oft in den Sandstein gegraben und inzwischen vieles verblassen lassen. Doch so manche Grabstelle war auch mit Skulpturen aus Stein oder Bronze verschönert worden. Wenn man sich diese Skulpturen dann genauer ansah, ...
... stellte man fest, dass sie eigentlich gar nicht auf den Friedhof passten. Immerhin waren sie oft sehr freizügig. Ob Frauen oder Männer. Fast sämtliche hatten entweder nur sehr wenig oder gar nichts an. Zwar verdeckte meisten eine Hand oder etwas Ähnliches die Schamgegend, aber ansonsten war da nur wenig.
Eva und ich gingen langsam durch die Reihen und entdeckten immer mehr solcher Figuren oder auch Andeutungen. So manches Mal sahen wir uns schmunzelnd an und konnten diese Freizügigkeit gar nicht fassen. Immerhin waren viele Steine aus dem achtzehnten bis neunzehnten Jahrhundert, die nicht gerade zu den Jahrhunderten der freien Liebe bekannt wurden.
So war es halt. Zuhause scheinheilig tun und dann, wenn es mit einem zu Ende gegangen war, wurde voll auf die Sahne gehauen. Eine seltsame Zeit musste das gewesen sein.
Schade war allerdings, dass man die Inschriften auf den ältesten Steinen nicht lesen konnte. Ich hatte nie Latein in der Schule gehabt und von daher blieb mir leider der Text verschlossen. Sicher war nur, dass wesentlich mehr darauf stand, als auf den Steinen zu späteren Zeiten. Irgendwann würde ich mir mal jemanden suchen, der die Sprache beherrschte. Interessant würde es auf alle Fälle werden.
Dann kamen wir an ein Grab, wo Eva und ich uns erst recht schmunzelnd ansahen. Die beiden Figuren auf dem Grabstein hielten jedenfalls nicht nur Händchen. Dafür waren sie zu sehr miteinander verknotet. Was der Künstler einem damit sagen wollte, oder der Eigentümer ...