1. Polyamorie 01


    Datum: 01.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byBlackHatNCat

    ... Gegenteil zu überzeugen.
    
    So war ich ihr keine große Hilfe. Ich hatte total vergessen, warum wir nach Nürnberg gekommen waren. Lena half mir, mich zu erinnern. Sie organisierte eine Entrümpelungsfirma, die alles übernahm. Wir brauchten nur unterschreiben.
    
    So konnte ich Lenas anfängliche Bedenken gut verstehen. Ich wollte hier auch nur noch weg.
    
    Wir beschlossen, erst am Samstag zu fahren. In der Nacht davor hatten wir ausnahmsweise tröstenden Oralsex. Lena war so lieb zu mir. Ich hielt sie hinterher noch lange in meinem Arm und suchte Zuflucht in ihrer Nähe. Diesen Engel dürfte ich nicht auch noch verlieren.
    
    Wann war mein kleiner Teufel zu einem Engel geworden? Ich dachte auch kurz an Lisa. Sie war allein in Hannover und wusste nichts von dem, was hier passiert war -- oder hatte Lena ihr etwas erzählt?
    
    Wir standen früh auf und luden alles in den Wagen. Bei der Abfahrt zögerte ich. Meine Hände umklammerten das Lenkrad und mein Blick war starr nach vorne auf das vor uns parkende Auto gerichtet. Wie in Trance fragte ich Lena: „Du weißt doch, wo Yasi wohnt?"
    
    Lena drehte sich in ihrem Sitz zu mir. Sie legte ihre Hand federleicht auf meinen Arm, ahnte, worauf ich hinauswollte: „Das ist keine gute Idee. Was werden wohl Ihre Eltern sagen? Frank, das kannst du ihr nicht auch noch antun! Ich kenne Yasi, sie ist stark, sie wird es überwinden, du musst sie auch vergessen, sonst frisst es dich auf."
    
    Nachdem sie hörbar seufzt, strich ihr warmer Atem über meine Wange: ...
    ... „Du hast noch Lisa und mich. Wir wollten ein neues Leben beginnen, zusammen. Frank, bitte, wir brauchen dich jetzt auch. Wir lieben dich auch."
    
    Ich startete den Wagen, zögerte wieder, fuhr noch nicht los.
    
    Über das Motorengeräusch hinweg sprach Lena lauter: „Wir sollten das alles vor Lisa nicht erwähnen. Es würde nichts ändern. Was in Nürnberg passiert, bleibt in Nürnberg, Lisa muss nicht alles wissen. Vermutlich würde sie genau wissen wollen, was passiert ist. Mir würde sie Vorwürfe machen, nicht aufgepasst zu haben." Lena schniefte, ihr liefen die Tränen. Auch ihr fiel es merklich schwer. Sie ließ mehr zurück, als nur eine leere Wohnung.
    
    „Mmh, ich verstehe. Ist wahrscheinlich besser, wenn wir es nicht erwähnen. Wir sollten selber auch nicht mehr darüber reden."
    
    Als Lenas Lippen immer näherkamen, sah ich verschwommen Yasis Gesicht vor mir. Wir küssten uns. Der Kuss schmeckte salzig. Ich leckte über meine Lippen, er war nicht so süß wie ihrer. Meine Sicht klärte sich nur langsam. Lenas liebevollen, braunen Augen sahen mich traurig an. Sie hatte vollkommen recht. Ich musste aufhören, an Yasi zu denke, es wurde schon genug zerstört.
    
    Es fiel mir schwer, nicht an Yasi zu denken. Auch wenn es schmerzte -- ich musste. Ich musste nach vorn schauen, um das zu beschützen, was mir geblieben war -- Lena und Lisa. Wenn meine Gedanken mit anderen Dingen beschäftigt waren, würde ich irgendwann über Yasi hinwegkommen -- so hoffte ich.
    
    Ich schaltete das Autoradio ein. Es stand ...
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