1. Polyamorie 01


    Datum: 01.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byBlackHatNCat

    ... Zukunft würden so schnell keine Verwandten mehr zu Besuch kommen. Bei dem Gedanken stieg in mir Wut auf mich selbst auf. Ich fühlte mich für ihren Tod mitverantwortlich. Wenn ich doch Alex nicht so viel Alkohol am Vorabend gegeben hätte, hätte er vielleicht noch reagieren können und der Unfall wäre nicht passiert.
    
    Lena war nicht mehr der Wirbelwind, der mir von der Treppe um den Hals gesprungen war oder so neugierig, wie der kleine Teufel, der zu mir in die Dusche stieg. Ich wollte beide mal wieder lächeln sehen, doch das fiel mir selber auch schwer.
    
    Wie ich hatte jeder von uns mit dem Verlust der geliebten Menschen zu kämpfen.
    
    Ein paar Tagen später brachte ich Lena ein paar gewaschene Klamotten aufs Zimmer, da fand ich sie alleine auf ihrem Bett. Vom Weinen hatte sie rote Augenränder. Sie wischte sich über das Gesicht und kniff die Lippen zusammen. Ich setzte mich neben sie auf die Bettkante und streichelte über ihren Kopf.
    
    „Das wird schon wieder. Es ist schrecklich, doch wir haben ja noch uns. Wir müssen jetzt zusammenhalten, dann erkennen wir, was uns geblieben ist." Die Sätze flossen aus meinem Mund, wie allgemeines Blabla, nur Floskeln, die man von jedem hörte.
    
    Lena setzte sich auf und nahm mich in den Arm. „Danke, dass du mich hier wohnen lässt." Nach einem Blick auf dem Wäschestapel ergänzte sie: „Danke für alles!"
    
    „Du brauchst dich nicht bedanken, das ist doch selbstverständlich", entgegnete ich mit einer weiteren Phrase.
    
    „Das will ich aber", ...
    ... schluchzte sie. „Bei Alex habe ich es nie gemacht. Und jetzt kann ich es nicht mehr." Lena heulte auf.
    
    „Shhh, schon gut", beruhigte ich sie. „Er hat es mit Sicherheit gewusst, auch ohne, dass du es ihm gesagt hast."
    
    „Glaubst du?", fragte sie mich.
    
    „Das weiß ich", versicherte ich ihr. „Als wir am letzten Abend zusammensaßen, sagte er mir, dass ich gut auf seinen kleinen Teufel aufpassen sollte, wenn sie nicht da wären." Lena drückte sich von meiner Schulter und schniefte. „Alex und deine Mutter haben dich mit Sicherheit auch so lieb gehabt wie ich dich", gestand ich ihr.
    
    „Ich liebe dich auch. Ohne dich wüsste ich nicht, wie es weitergehen sollte."
    
    „Darüber sollten wir uns auch mal unterhalten. Du bleibst bei uns natürlich wohnen. Aber was beabsichtigst du in Zukunft zu machen? Beruflich, meine ich."
    
    Lena schüttelte den Kopf: „Das weiß ich jetzt noch nicht. Jedenfalls kein Praktikum im Elektro-Markt." Wir lachten beide. „Ich glaube auch, das ist nichts für dich. Du hast noch Zeit, wir werden was für dich finden. Wenn du eine Beschäftigung hast, kommst du auf andere Gedanken", prophezeite ich, aus eigener Erfahrung.
    
    „Der Umgang mit Kunden gefällt mir schon. Es müsste schon etwas anderes sein, als Elektrogeräte, und kleiner auch, nicht in einem Multi-Store", zählte sie auf.
    
    „Aber ich will Verantwortung übernehmen. Ich war ein Kind, Achtzehn Jahre habe ich das Leben als ein Spiel gesehen. Wird zeit, dass ich erwachsen werde."
    
    „Hey, hey, bitte nicht so ...
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