1. Polyamorie 01


    Datum: 01.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byBlackHatNCat

    ... schnell", bremste ich sie ein. „Du kannst gerne erwachsen werden, aber langsam. Ich liebe deine kleinen neckischen Spielchen." Ich legte meine Hand unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an. Sie seufzte, zeiget mir dann aber ein Lächeln. Spielerisch kniff ich ihr wie früher als Kind immer in die Nase und machte den üblichen Spruch: „Alles klar, Frau Naseweis?" Ihr Lächeln wurde breiter.
    
    Damit hatte ich sie auf andere Gedanken gebracht. Lena grübelte nicht länger über Alex oder unausgesprochene Dinge nach. „Kann ich dir helfen?", fragte sie mich und schickte sich an, vom Bett zu rutschen.
    
    Ich schob den Wäschestapel auf die Matratze und stand auf. „Ich wollte gleich Abendbrot machen. Wenn du willst, kannst du mir beim Kochen helfen", schlug ich vor.
    
    „Gern, dann lerne ich es gleich. Bei uns hat Mama immer gekocht. Ich habe mich nur immer beschwert, wenn es nicht lecker war. Auch das bedaure ich."
    
    Bevor ihre Stimmung wieder umzuschlagen drohte, ergriff ich ihre Hand und zog sie zu mir hoch. Wir standen uns gegenüber. Zärtlich strich ich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Dann komm mit runter, die Kartoffeln schälen sich nicht von allein."
    
    Ihr Mundwinkel zuckte zu einem kleinen Lächeln. Sie zog mich am Arm zurück, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf den Mund. Sie schmeckte noch salzig von den Tränen, aber es war ein Anfang.
    
    Am Tage der Beisetzung hatte es geregnet. Wir drei waren die Einzigen am Grab. Alex ...
    ... Arbeitskollegen hatten lediglich einen Kranz geschickt. Tina und Sonja waren nicht berufstätig und Freunde gab es auch fast keine. Nur ein paar Nachbarn, aber für die war der Weg von Nürnberg nach Hannover offenbar zu weit.
    
    So standen wir drei vor den Gräbern und hielten uns gegenseitig in den Armen. Es gab hinterher auch keine Trauerfeier. Wir gingen einfach durch den Regen zu Fuß nach Hause und machten so weiter, wie in den Tagen zuvor.
    
    Ich war unten in der Küche und bereitete für uns das Abendessen zu.
    
    Als ich die Teller auf den Tisch stellen wollte, ging der Rauchmelder los. Ein hohes Vogelgezwitscher plärrte durch das Haus. Ich musste mich erst orientieren, von wo es kam.
    
    Das Geräusch ertönte von oben, aus Lisas Zimmer. Panisch rannte ich die Treppe hinauf und hoffte, ihr sei nichts passiert. Nicht mein kleiner Engel auch noch, schoss es mir durch den Kopf.
    
    Als ich die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß, lag dunkler Rauch in der Luft und aus dem Metallmülleimer loderten Flammen. Ich schnappte einen Bettvorleger, der danebenlag, und warf ihn auf die Mülltonne, damit das Feuer erstickte. Lena kam auch ins Zimmer gelaufen und kippte Wasser über den Vorleger. Das Feuer erlosch daraufhin sofort. Der Alarm schrillte dennoch weiter. In meiner Panik erkannte ich nicht, wie man ihn abstellen konnte. Ich schlug den Rauchmelder einfach von der Zimmerdecke. Augenblicklich verstummte der Lärm.
    
    Seelenruhig saß Lisa auf dem Bett und starrte vor sich hin. Ihre Kieferknochen ...
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