1. Göttinnenspiel


    Datum: 05.05.2019, Kategorien: BDSM Autor: bybesslamess

    ... nicht glücklich sein."
    
    Neinnein, ist sie nicht. Ist sie hoffentlich nicht.
    
    Am Sicherheitstor tappen die breiten Hände auf ihm herum, und die Sicherheitsgöttin macht Zwinkeraugen, und es ist Winston egal. Er existiert ja kaum. Er ist allein. Er ist zweiunddreißig. Die Chance, dass er jemals noch Zugehörigkeit findet, ist verschwindend gering, und von Tag zu Tag schwindet sie weiter - ein Schiff weit im Nebel draußen. Keine Positionslichter. Niemand an Bord. Ein Geisterschiff.
    
    Adrian schlurft her, stellt seine Frage, hinterlässt einen Brief und schlurft weg. Die Tür fällt ins Schloss. Um elf Uhr sitzen sie wieder im Meetingraum. Das Schachbrettmuster ist langweilig. Winston richtet sich kraftlos seine Krawatte. Der Duft fällt ins Zimmer; Frau Doktor Schreier nimmt Platz.
    
    Sie verkündet, dass sie recht zuversichtlich sei. Sie verkündet die Zahlen. Sie verkündet neue, verbesserte Maßnahmen. Plötzlich hat Winston einen Gedanken an Bernadette. Plötzlich versteift er sich. Plötzlich sieht er ihr Bild. Plötzlich erinnert er sich. Plötzlich ist sein Peewee.
    
    "Winston?" fragt Frau Doktor Schreier nach.
    
    "Wie bitte?"
    
    Frau Doktor Schreier sieht aus, als hätte er ihr einen Topf Maden vorgesetzt. "Wiederhol sofort, was ich gerade gesagt habe."
    
    "Ich, äh... ich..." Winston verstummt. Er blickt fest auf den Tisch. Ihm ist heiß. Sein Kopf ist hochrot. Sein Peewee ist immer noch dieses Monster.
    
    "Wir sehen uns nachher in meinem Büro."
    
    +++
    
    "Du kommst mit mir", ...
    ... sagt Frau Doktor Schreier. Vor dem Sitzungsraum kommandiert sie zwei Sicherheitsgöttinnen ab, die salutieren und ihnen folgen.
    
    Plötzlich kommt Winston das komisch vor: dass Göttinnen einander Befehle erteilen. Wieso ist ihm das bisher nie aufgefallen? Es ist, als hätte die Welt plötzlich mehr Tiefe, als gäbe es überall Seitengänge und versteckte Türen. Doppelte Böden und versteckte, tödliche Fallen.
    
    In ihrem Büro sitzt er auf dem Holzsessel vor ihrem Tisch. Sieht sie ihn von oben her an. Sie steht auf, zündet sich eine Zigarette an und wendet sich gegen das Fenster.
    
    "Ich habe schon lange den Eindruck, dass mit dir etwas nicht stimmt", sagt sie. "Du bist unaufmerksam und nachlässig, und du kannst nicht einmal deine Krawatte richtig binden."
    
    Winston schielt nach seiner Krawatte. "Sinnlos", sagt Frau Doktor Schreier, ohne sich umzudrehen. "Du kannst sie nicht sehen. Geht nicht."
    
    Sie stößt Rauch aus. "Männchen! Alberne Kindergeschöpfe."
    
    Sie setzt sich wieder. "Na gut, Winston! Schau mich an."
    
    Winston sieht sie an. Stille senkt sich. Dann beginnt Frau Doktor Schreier mit sanfter, leiser Stimme zu reden, die Winston ihr nicht zugetraut hat, und sie sagt, dass er nichts dafür kann, dass sie alles weiß, dass er es ihr ruhig sagen kann, alles, alles, sie ist ja auf seiner Seite und will, dass alles bald wieder gut, gut wird... Plötzlich, wie aus dem Nichts, fühlt Winston den Drang - er fühlt den Drang, aufzustehen, sich vor ihr niederzuknien, sie um Verzeihung zu ...
«12...242526...32»