1. Body Snatcher


    Datum: 15.04.2018, Kategorien: Bisexuell, Autor: Benny

    ... Mühe als sonst hatte, neben dem Bett auf den Boden und danach in die Schuhe zu kommen, sie waren mir eindeutig zu groß. Trippelnd ging ich zum Spiegel und begutachtete mich: es stimmte, ich war sicher 15cm kleiner als normal. Aber das interessierte mich nur am Rande, denn ich starrte auf mein Gesicht: ich konnte dabei zusehen, wie es sich veränderte! Die Backenknochen wurden höher, das Gesicht an sich schmaler, die Lippen voller, die Wimpern länger...vor mir stand eine Frau, wie ich sie nicht perfekter hätte finden können. Zum Anbeißen traumhaft, der Schriftsteller hatte einen idealen Geschmack, das musste frau ihm lassen. Auf meiner linken Schulter zeichnete sich eine Rose ab - wie bitte, ein Tattoo? Naja, warum nicht, sollte er seinen Spaß haben. Mir wurde langsam kalt, wie mechanisch bewegte ich mich zu den Einkaufstüten und holte meine neue Kleidung heraus. Aus Jux hatte ich früher einmal einen BH meiner Mutter angezogen, aber sonst war da nichts. Jetzt aber war alles ganz natürlich, ich wusste, wie ich die Sachen mit den langen Fingernägeln zu nehmen hatte, wie sich der Verschluss des BH zu schließen hatte, wie der Rock sitzen musste...auch die nächsten Schritte waren ganz logisch: Make-up auftragen, Haare zurecht machen, Ohrringe anlegen (selbstverständlich hatte ich Löcher), Handtasche füllen, in die Schuhe schlüpfen, es war die normalste Beschäftigung der Welt. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel - ja, so konnte ich, Klara Rathweg, mich sehen lassen. Moment, ...
    ... wie war mein Name? Stimmte das denn? Doch, ja, Klara Rathweg, das passte schon. Als ich in meinem Geldbeutel herumfummelte, fand ich meinen Ausweis, der mir den Namen noch einmal bestätigte. Er kam mir zwar seltsam vor, als hätte ich lange einen anderen getragen, aber das musste ein Irrtum sein. Dann öffnete ich die Tür und ging ins Wohnzimmer...
    
    Die Erzählung des Schriftstellers, Teil III:
    
    Fieberhaft schrieb ich, sobald ich angefangen hatte, meine Finger umklammerten den Stift, mein Kopf signalisierte nur eines: bloß nicht aufhören! Ich hatte fast das Gefühl, als hätte sich meine Hand selbständig gemacht und gäbe einfach nur Ideen wieder, die schon lange in mir schlummerten. Ich entwarf das Bild einer wunderhübschen, jungen Frau, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte, wie ich sie aber nie kennen lernen konnte, weil Frauen dieser Klasse nichts mit einem notorisch Erfolglosen zu tun haben wollten. Als sie komplett war, der Körper in meiner Vorstellung perfekt und auch das Outfit stimmend, beschloss ich, die Verwandlung vollständig zu machen und einen neuen Namen für meine Traumfrau zu finden. Ich zog die Visitenkarte des jungen Mannes aus der Tasche: Carlo Rathweg, na, das ließ sich doch machen, Klara hörte sich zwar altmodisch an, aber es hätte schlimmer sein können; und ich ließ sie erst einmal eine Menge über ihre Vergangenheit vergessen. Jetzt war ich zufrieden, aber der entscheidende Augenblick stand ja noch bevor: Klara/Carlo sollte sich zeigen. Also ließ ich sie ...
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