1. Laura Kraft 30


    Datum: 21.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bychicago4

    ... vielleicht noch brauchen, um von hier zu verschwinden. Das Risiko, dass Spaziergänger oder ein übereifriger Förster das Versteck enttarnte, mussten sie eingehen. Die Polizei würde dann aber eine völlig andere Spur verfolgen und nicht unbedingt vom Audi auf Schatzsucherinnen im Mittelbau Dora schließen.
    
    Der Kohnstein ist ein etwas über 300 Meter hoher Berg aus Karstgestein im südlichen Harzvorland. Seit dem Mittelalter bis ins Jahr 2002 wurde am Kohnstein Gestein und Gips abgebaut. Durch den über Tage Abbau sah der Berg entsprechend angegriffen aus. Den Gedanken, dass man von dort aus einen neuen, geheimen Zugang zum Stollensystem finden würde, verwarfen Laura und Li schnell wieder. Der Betreiber hatte 50 Meter Abstand zu den denkmalgeschützten Stollen zu halten, die erst im Deutsche Reich entstanden waren und zunächst als unterirdisches Treibstofflager genutzt werden sollten. 50 Meter Gestein würde niemand zum vergnügen aufbuddeln. Da gab es einfachere Möglichkeiten, sich Zugang zu verschaffen.
    
    Nach der Bombardierung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde 1943 durch die RAF beschlossen Hitler, Speer und Himmler die Errichtung des Arbeitslagers Dora, um die Raketenproduktion geschützt unter Tage weiterführen zu können. 1944 bis 1945 wurde dort die Produktion der V1 und V2 Vergeltungswaffe vorgenommen. Häftlinge des KZ Mittelbau Dora wurden dazu eingesetzt, der Großteil von ihnen jedoch zum Erweitern des Stollenlabyrinths.
    
    Nach Kriegsende plünderten die Alliierten die ...
    ... Produktionsstätte und sicherten sich bereits fertig gestellte und noch im Bau befindliche Raketenteile sowie die gesamten Produktionsanlagen. Das meiste davon verschleppten die Russen. Sie waren es auch, die 1948 versuchten, die Stollen zu sprengen. Der Versuch schlug fehl, aber die Zugänge der beiden Hauptstollen wurden verschüttet.
    
    Erst nach der Wende wurde ein neuer Zugangsstollen gebaut und das ganze System zur Gedenkstätte umgewandelt. Nur ein kleiner Teil der Stollen kann heute besichtigt werden, der Großteil ist durch Erosion verschüttet oder durch Wassereinbruch überflutet und nicht mehr zugänglich. Jedenfalls nicht für Touristen.
    
    Anfang der 1990er Jahre konnte der Archäologe Willi Kramer im Auftrag des Landes Thüringen provisorisch die Überreste des Mittelwerks im durch Grundwasser überfluteten Stollensystem sichten, jedoch ohne gravierend neue Erkenntnisse.
    
    Der Bergwerksbetreiber hatte mit Hinweis auf sein Hausrecht weitere Erkundungen untersagt, obwohl ihm nur der Kohnstein gehörte (über Tage). Das Stollensystem war Eigentum des Landes Thüringen. In den 1990er Jahren wurden rund 70 Tonnen Material aus dem Stollensystem von Hobbyarchäologen gestohlen. 2003 wurde der eben erwähnte Hintereingang zum ehemaligen Mittelbau, der in Mittel- und Nordwerk unterteilt ist, versperrt und die Plünderungen hörten auf.
    
    Der Platz vor dem neuen Tunnel wurde dominiert von einem erst 2006 entstandenen Museumsgebäude. Sonst gab es nur Überreste verschiedener Fundamente. ...
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