London Calling 01
Datum: 30.05.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byplusquamperfekt
... Beschwingt und etwas übermütig nach einem erstklassigen indischen Curry nahe Covent Garden sah ich mir den danebenliegenden Stadtteil Soho an. Seit jeher ein Touristenmagnet, beheimatete er augenscheinlich auch die Ausläufer und Auswüchse der Sex-Industrie. Ich brauchte nach der ganzen Rennerei einfach ein wenig Ruhe und begab mich in eine Bar, die für nur ein paar Pfund eine Live-Show anbot.
Heute kann ich über diese Episode nur den Kopf schütteln. In Städten wie Paris oder Amsterdam hatte ich mich bei meinen Aufenthalten dort auch mal ins Rotlicht-Milieu begeben, auch in einigen Städten in Deutschland. Mit Prostituierten hatte ich mich nie eingelassen, aber ein Auge bei live fickenden Pärchen oder tanzenden nackten Schönheiten zu riskieren, fand ich schon okay. Der Laden war erstaunlich klein, es gab nur eine kleinere Art Tanzfläche; die Wand dahinter war mit einem Vorhang geschmückt, also nahm ich an, dass gerade eine Pause war.
Sofort setzte sich ein Animiermädchen zu mir und fragte mich, ob ich etwas trinken und ihr vielleicht auch etwas bestellen wollte. Nun, ich hatte noch etwas über neunzig Pfund in der Tasche und war bester Laune. Sie war hübsch und auch wenn ich die zu erwartende Show lieber alleine genossen hätte, schien das eine gute Idee, um die Zeit bis zu deren Beginn totzuschlagen. Auf dem Tisch lagen Getränkekarten, umgedreht allerdings, aber da ich nur ein Bier wollte, sah ich sie mir natürlich nicht an.
Die junge Frau war eine weitere Französin, ...
... die sich als Joelle vorstellte, eine Sängerin, die sich aber noch nicht von ihrer Musik ernähren konnte, deshalb hatte sie sich diesen Job ausgesucht. Sie war nett und interessant, und auch ich erzählte ihr rückhaltlos, was mich hier her verschlagen hatte. Irgendwie schlich sich in ihre Miene so etwas wie Mitleid, als sie mitbekam, dass ich momentan von meinen Geldreserven lebte, und darüber nachdachte, mich in ein Squat zu begeben und mir einen Job zu suchen, da ich mich fast schon für ein Verweilen in London entschieden hatte. Ich wollte die Gastfreundschaft Bobs ja nicht überstrapazieren.
Sie hörte aufmerksam zu, und wollte gerade selber wieder etwas erzählen, als unvermittelt einer der Rausschmeißer von der Tür neben uns auftauchte.
„Willst du noch ein Bier? Oder willst du vielleicht der Dame noch was kaufen? Ihr Getränk ist alle."
Beides wollte ich eigentlich nicht, zumal ich schon gesalzene Preise erwartete. Ich lehnte ab.
„Dann zahl jetzt. Das macht hundertzwanzig Pfund."
Ich dachte, ich bin im falschen Film. Ich war erst einmal sprachlos. Wie zum Hohn drehte er die Karte vor meinen Augen um und zeigte mir die Preise. Zwanzig Pfund für mein Bier, hundert für ihren Cocktail. Das durfte doch alles nicht wahr sein.
„Ich hab aber nur neunzig oder so."
„Hast du Kreditkarten? Bankkarten? Ich begleite dich zum Geldautomaten. " Für einen Moment überlegte ich, auf einverstanden zu machen, und dann rennend das Weite zu suchen, aber so wie der Kerl aussah, ...