London Calling 01
Datum: 30.05.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byplusquamperfekt
... einzubrechen und das Schloss zu wechseln. War dies aber vollbracht, konnte man ganz in Ruhe legal Strom und Gas bestellen und darin leben. Bis sich dann ein Besitzer meldete und für eine Räumung sorgte. Tat er dies innerhalb von zehn Jahren nicht, ging das Squat tatsächlich in den Besitz der Squatter über, sofern sie die Anwesenheit für diese Zeit nachweisen konnten. Ich lernte während meines Aufenthalts dort zwei Sorten von Squattern kennen. Die einen machten Häuser auf, bei denen man sich recht sicher sein konnte, dass sie irgendeiner Bank oder einem Privatbesitzer, der es verkaufen wollte, gehörten, und somit das Vergnügen doch eher ein kurzes wurde. Und dann gab es die, die mehr instandbesetzten, sich Häuser suchten, die verwahrlost waren und diese herrichteten.
Kirchen waren sehr langsam in ihrer Replik zu unerwünschten Gotteskindern in Wohnungsnot, darum gab es da meist langjährige Squats. Laurence zum Beispiel wohnte über zehn Jahre in der Kirche und am Ende gehörte sie ihr. Das lag aber zu dieser Zeit noch einige Jahre in der Zukunft. Bob brachte mich mit Leuten zusammen, die ebenfalls auf der Suche waren, und wir sahen uns so einiges an. Gleichzeitig aber meinte er, ich hätte das gar nicht nötig und wir könnten auch bei ihm eine dauerhafte Lösung finden.
Ein Angebot, auf das ich nach mehr als einwöchiger, fruchtloser Suche gerne einging. Er meinte, ich sollte mich beim Sozialamt melden und Dole bzw. Arbeitslosengeld und Wohngeld beziehen. Er würde vierzig ...
... Pfund die Woche für das Zimmer wollen, welches in den ersten Wochen eben noch die Shopfront sein würde, danach aber das Wohnzimmer. Er wollte die angebaute Küche fertig stellen, den Durchgang vom Wohnzimmer in die Miniküche abtrennen und dort ein zweites Bad einrichten.
Er zählte dabei auf meine Hilfe, die ich natürlich auch anbot. Es klang wie ein guter Plan. Das geräumige Wohnzimmer war völlig göttlich. Das Klavier sollte auch drin stehenbleiben. Also würde ich Sid oft zu Gast haben. Und wer weiß, vielleicht konnte ich meinen lebenslangen Traum, mal Klavier spielen zu lernen, auch noch realisieren.
Es wurden geschäftige Tage. Ich ging zum Sozialamt und beantragte Arbeitslosengeld. Während darüber entschieden wurde, bekam ich normale Sozialhilfe. Noch am selben Tag hatte ich einen Bar-Scheck über achtzig Pfund in der Tasche, unbürokratisch und kundenorientiert ausgestellt, kein Vergleich zu deutschen Behörden. Und auch Wohngeld hatte ich beantragt. Nun war mein Aufenthalt in London gesichert. Ich hatte eh nie wirklich mit einer Rückkehr nach Deutschland geliebäugelt. Ich war genau, wo ich sein wollte.
***
Neue Gesichter tauchten im Haus auf, und gewannen an Bedeutung. Bill, der Schriftsteller, der Theaterstücke schrieb und fallweise spontan in Shakespeare ausbrach, irgendwelche Monologe aus seinen Stücken aufführte oder, nachdem er in mir ein williges Opfer gefunden hatte, Dialoge aus seinem neuen Stück mit mir probte, um sie gemeinsam zu überarbeiten. Kev, der ...