London Calling 01
Datum: 30.05.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Autor: byplusquamperfekt
... mich nach Camden fahren sollte.
„Camden? Royal College Street? Da ist der Falcon, ein Pub, in dem ich einige Male war. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns da ja irgendwann wieder. Lass es dir gut gehen, Tom. Danke für eine ausgesprochen kurzweilige Fahrt. Vergiss mich nicht."
Ich küsste sie zum Abschied, so lange, dass der Taxifahrer schon etwas ungehalten auf sein Lenkrad klopfte. Dann fuhren wir los.
***
Es war neun Uhr morgens. Eine Zeit, zu der zumindest an einem Samstagmorgen wie diesem die Stadt größtenteils noch schlief. Der Taxifahrer fand die Adresse auf Anhieb und wartete noch einen Moment vor dem Haus. Vielleicht konnte er die Situation einfach gut einschätzen. Es machte niemand auf mein Klingeln auf. Ich sagte ihm trotzdem, dass er fahren könnte. Er erklärte mir noch, wo das nächste Frühstückscafé war. Ich hatte keinen Hunger und trank nur einen Kaffee. Café klingt sehr hochtrabend, es hatte mobiliarisch den Charme einer Autobahnraststätte, aber es herrschte eine warme, familiäre Atmosphäre darin.
Es war nicht kalt, der blaue Himmel wurde nur von wenigen weißen Wölkchen durchbrochen. Vielleicht vierzig Meter von dem Haus entfernt, in dem ich die nächsten Monate verbringen sollte, gab es einen kleinen Park, der von einem hohen geschmiedeten Zaun umgrenzt wurde. Ich beschloss, mich nicht durch unzeitgemäße Nerverei bei meinen Hausgenossen in spe unbeliebt zu machen und dort einfach noch ein paar Stunden lesend und musikhörend totzuschlagen.
Ich ...
... war todmüde, als ich den nächsten Versuch unternahm. Dementsprechend bizarr kam mir auch die erste Begegnung mit Keylam, dem Bruder des Hausbesitzers vor. Keylam und sein Bruder Bob, sowie ein ebenfalls dort lebender Cousin namens Matthew waren Iren, aus der Nähe von Cork. Keylam hatte ein merkwürdiges, langgezogenes Gesicht, mit einem angedeuteten Fischmaul, Pferdegebiss und etwas zu groß wirkenden Augen. Er war als erster wach und begrüßte mich freundlich und neugierig.
Er konnte mir meine Müdigkeit wohl ansehen, denn er fragte recht schnell, ob ich mich erst einmal ablegen wollte. Ich bejahte, und er führte mich in einen vielleicht einen Meter fünfzig breiten Schlauch von einem Raum, den er als die „Shopfront" bezeichnete. Eigentlich hatten alle Häuser in dieser Zeile einen kleinen Laden in diesem Bereich. Er und sein Bruder aber wollten Zimmer schaffen und vermieten und trennten deshalb den vorderen Teil ab, verklebten das große Schaufenster von innen. Keylams Zimmer war die zweite Hälfte des ursprünglichen Ladenteils. Deutlich größer natürlich.
Der Eingang zu diesem Raum war mit einer schweren, groben Gardine verhangen. Auf der Erde lagen zwei übereinandergestapelte Matratzen und Bettzeug. Darüber hingen breite Regale, die mit allen möglichen eigenartigen Gerätschaften und Flaschen vollgestellt waren. Keylam erklärte mir, dass Matthew alles selber machte, sein eigenes Bier braute und auch selbst Wein ansetzte. Alles mit irgendwelchen Chemo-Kits. Und ich solle mich an ...