1. Der Schlappe


    Datum: 27.06.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen, Autor: bypoem50

    Herbert, Elisabeth
    
    "Hey Herbert", rief eine Stimme aus der Menge. Ich schaute mich um. Ich erkannte niemand. "Herbert", rief die Stimme nochmal, "hier". Nun sah ich eine ältere, schicke Dame winken.
    
    Mein Gott, wer war das denn? Ich schaute mich um, ob noch jemand Herbert hieß, aber niemand reagierte. Dann musste doch ich gemeint sein. Ich ging zu der winkenden Dame hin und schaute sie fragend an.
    
    "Meinen Sie mich?", fragte ich unsicher. "Aber Herbert", sagte die Dame, "kennst Du mich denn nicht mehr? Ich bin´s doch, Elisabeth. Wir saßen doch in der Schule in der gleichen Reihe".
    
    Ich schaute genauer hin und langsam dämmerte es mir. Tatsächlich, das war Elisabeth, die Elisabeth von damals. Die hätte ich nun wirklich nicht mehr erkannt.
    
    Sie kam freudestrahlend auf mich zu. "Na, und?", fragte sie, "ich hab Dich ja schon ewig nicht mehr gesehen. Du hast Dich gar nicht verändert". Und sie umarmte mich.
    
    Das mit der Veränderung konnte ich bei ihr nicht bestätigen. Sie war alt geworden, gefärbte Haare und Falten im Gesicht. Nun, das mit dem alt geworden war bei mir auch so, ich hatte ja einen Spiegel zu Hause. Und Falten und leichtes Doppelkinn kamen auch dazu. Vom Bauchansatz ganz zu schweigen. Es war halt ein Elend mit dem Altwerden.
    
    "Und Du auch nicht", log ich und Elisabeth stieß mich in die Rippen. "Alter Schmeichler", sagte sie, dankbar für das Kompliment. "Und jetzt, wenn Du Zeit hast, gehen wir einen Kaffee trinken. Es gibt sicher viel zu ...
    ... erzählen".
    
    Ich war alleine, daher hatte ich Zeit im Überfluss. Ich nickte und wir steuerten das nächste Café an. Mantel an den Haken und hin gesessen. Der Kaffee kam. Wir nippten und dann ging es los.
    
    Wir erzählten uns unsere Lebensgeschichten und ich muss sagen, es gefiel mir. Ich hatte mich inzwischen an das Aussehen von Elisabeth gewöhnt. Es trat allmählich in den Hintergrund. Und wir stellten fest, dass wir immer noch die gleichen wie früher waren.
    
    "Du warst doch immer so schüchtern", grinste mich Elisabeth an, "bist Du das immer noch?". Ich nickte. "Ich glaub´ schon", entgegnete ich, "dafür warst Du aber der Klassenfeger".
    
    Elisabeth lachte. "Das stimmt", sagte sie, "und ich hab´ auch mein ganzes Leben lang nichts anbrennen lassen". Dann wurde sie ernst. "Und jetzt sind wir alt", sagte sie nachdenklich. "Mein Mann ist gestorben und seither lebe ich alleine".
    
    "Und Du?", fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich bin auch alleine. Hatte mal dies und mal das, aber verheiratet war ich nie". Und so saßen wir da und schauten vor uns hin.
    
    "Ich bin 72, und Du?", fragte sie auf einmal. "Ich bin 70, ich war immer der Jüngste in der Klasse und immer etwas hinten dran". Elisabeth grinste wieder. "Dafür bist Du jetzt im Vorteil", sagte sie und legte ihre Hand auf meine.
    
    "Und jetzt?", fragte ich. "Jetzt", sagte Elisabeth, "bleiben wir in Kontakt und unternehmen öfter mal was zusammen, einverstanden?". Ich nickte. Das war mir recht. Ich hatte noch nie so richtig was auf die ...
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