Schule der Gehorsamkeit
Datum: 01.07.2019,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Kastor Aldebaran
... sie uns beobachtete.
Als Claudia zu ihr ging, nickte sie kurz mit dem Kopf in meine Richtung, um ihren Blick dann über den Raum gleiten zu lassen, um einen freien Platz zu suchen. Schnell hatte sie einen gefunden und die beiden steuerten darauf zu.
Bis ihre Bestellung kamen, sprachen sie leise miteinander, wobei ein paar Mal sowohl die Blicke von Claudia als auch von Frau Schmidt in meine Richtung gingen. Ich konnte nichts von dem verstehen, was sie sagten, dafür waren sie zu weit weg und es war zu laut im Raum, aber ich hatte den Eindruck, als wenn es um mich ging. Oder zumindest am Anfang. Danach wurde ein anderes Thema angeschnitten und sie sahen nicht mehr zu mir herüber.
Schneller als gedacht, tranken die beiden ihre Getränke aus. Claudia einen Milchshake und Frau Schmidt einen Espresso. Was sonst. Etwas anderes hätte ich mir bei ihr nicht vorstellen können. Wenig später standen sie auf. Frau Schmidt legte Geld auf den Tisch und die beiden schickten sich an, um zu gehen. Beim Verlassen des Lokals winkte mir Claudia noch einmal und Frau Schmidt nickte mir zu. Dann waren sie verschwunden.
Was haben die beiden miteinander zu tun? Das werde ich noch herausbekommen. Ich werde Claudia fragen, wenn ich sie das nächste Mal treffe.
Montag, 20 Dezember 2010
Ich hoffe diese Woche geht schnell vorbei. Diese fünf Tage noch und endlich sind Ferien. Bis zum fünften Januar nichts mehr tun als faulenzen, Weihnachtsgeschenke abholen, Sylvester feiern und es sich gut ...
... gehen lassen. Zum Glück war ich in diesem Jahr fleißig, was Geschenke angeht. Ist aber auch nicht schwer. Als Einzelkind hat man es gut. Papa und Mama sind schnell abgefrühstückt. Tja, und sonst ist da keiner oder keine. Super. Das Einzige was mir Sorgen macht ist Claudia. Sind wir so gut befreundet, dass sie etwas zu Weihnachten von mir erwartete? Oder ist das jetzt übertrieben. Ich will nicht mit der Tür ins Haus. Aber mal sehen, wie sich die Woche entwickelt. Man kann nie wissen. Ein paar Euro habe ich noch beiseitegelegt. Würde reichen.
Heute ist in der Schule etwas anders gewesen. Oder besser gesagt, jemand anders gewesen. Frau Schmidt war nicht wie sonst. Zumindest kam es mir so vor. Es war alles, wie sonst, nur hatte ich den Eindruck, als wenn sie mir mehr Beachtung schenkte, als gewöhnlich. Sie sah mich länger und öfter an als sonst und wir fochten unseren Kampf mit den Augen umso intensiver aus. Ich war stolz darauf nicht wegzusehen. Nicht einmal verlor ich gegen sie. Nicht einmal sah ich weg oder blinzelte. Wir trugen einen stillen Kampf aus, der zur Schlacht wurde, welche weder sie noch ich verloren oder gewannen. Nach meinem Ermessen war es ein Unentschieden und wir konnten beide mit erhobenem Haupt aus dem Ring treten.
Doch einmal passierte etwas, was vorher noch nie gewesen war. Wieder starren wir uns direkt in die Pupillen, länger als zuvor und plötzlich erschien eine Art Lächeln auf ihren schmalen Lippen. Nur kurz hoben sich ihre Mundwinkel ein Kleines ...