Schule der Gehorsamkeit
Datum: 01.07.2019,
Kategorien:
1 auf 1,
Autor: Kastor Aldebaran
... Gänsekeule wieder heraus. Das viele fette und gehaltvolle Essen macht träge. Noch träger als sonst. Ich wusste nicht, dass es hierfür noch eine Steigerungsform gibt. Egal, ich habe mich erst einmal auf mein Bett gehauen und ausgeruht. Doch kaum zehn Minuten später hat es mich aus dem Schlaf gerissen. Mein Handy hat geklingelt. SMS von Claudia. Sie möchte mich morgen sehen. Zum Glück erst Morgen. Heute wäre ich zu nichts mehr fähig gewesen. Verdauen ist angesagt. Morgen ist viel besser, denn da gibt es nichts bei uns. Sozusagen Ausnüchterung.
Was mich nur wundert, ist, dass sie mich zu sich nach Hause eingeladen hat. Warum auch nicht? Lerne ich ihre Umgebung kennen. Ist sicher spannend. Vielleicht hat sie ein rosa Prinzessinnenzimmer. Obwohl ich mir das nicht vorstellen kann. Dafür ist sie nicht gemacht.
Montag, 27 Dezember 2010
Wow war das gestern ein Tag. Der Vormittag ist dahin geschlichen. Er hat gewusst, dass ich am Nachmittag etwas vorhatte. Klebrig hing die Zeit am Zeiger der Uhr fest und wollte ihn sich nicht weiter bewegen lassen. Aber auch diese lange Strecke ging vorbei und so stand ich ausgeruht und mit lange nicht mehr so vollem Bauch, vor ihrer Tür. Seltsamerweise stand nur ihr Name an der Türklingel. Warum auch nicht, mehr Gedanken machte, ich mir darüber nicht.
Das Haus hatte bessere Zeiten gesehen. Zehn Stockwerke Plattenbau aus den Sechzigern. Egal. Druck auf den Klingelknopf, Summen abwarten, hineingehen, Fahrstuhl holen und ab in den achten ...
... Stock.
Dort ausgestiegen und sich orientiert. Nach rechts gegangen und wie immer falsch. Konnte nicht anders sein. Also zurück und den linken Flur genommen. Natürlich am Ende, dann die Tür mit ihrem Namen. Noch einmal durchgeatmet und klingeln. Das Klingelzeichen schallte über den Flur, der ruhig und halbdunkel dalag. Kein Geräusch war zu hören. Vollkommene Stille umgab mich für eine halbe Minute. Ich wollte gerade noch einmal auf den Knopf drücken, als die Tür aufgemacht wurde.
Claudia selber öffnete die Tür. Sie stand da und lächelte mich an, um mir den Weg freizumachen. Hatte ich zuerst vermutet, dass sie bei ihren Eltern wohnte, wurde ich jetzt eines besseren belehrt. Sie bewohnte allein in einer zwei Zimmer Wohnung. Es war für mich wie aus einem Traum. Eine eigene Wohnung, tun und machen können, was man wollte. Genial, ich glaube ich hätte jedes Wochenende Party. Zumindest stellte ich mir das vor.
Ihr Wohnzimmer war gemütlich eingerichtet. Nix Prinzessinnen. Nix Rosa oder Ähnliches. Alles sehr erwachsen. Überhaupt nichts Verspieltes. Hätte ich nicht gedacht. Es war eine aufgeräumte, strenge Gemütlichkeit. Nichts schien dem Zufall überlassen worden zu sein. Alles hatte seinen Platz und gehörte genau dort hin, wo es stand. Nur wenige Zentimeter woanders wäre es nicht mehr richtig gewesen. Ich kann es schlecht erklären, doch gerade diese zwingende Ordnung, wirkte auf mich anziehend. Selbst die dicken Kissen auf ihrem Sofa lagen genauso, wie es notwendig sein musste. ...