1. Schule der Gehorsamkeit


    Datum: 01.07.2019, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Kastor Aldebaran

    ... klingen konnte, wenn es von jemandem kam, der gut damit umgehen wusste. Sie wurde nicht einmal lauter, sondern die Worte klangen, wie Befehle, die keine Widerworte duldeten. Hatte ich gedacht, dass ich mir etwas von ihr anhören musste, was bedrohlich klang, wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Es ging noch wesentlich intensiver. Zumindest würde ich das so beschreiben, ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein.
    
    Nur ein einziges Mal versuchte der Mann zu antworten, aber er wurde von ihr sofort übergangen. Leider konnte ich nur einzelne Worte verstehen, doch das reichte nicht aus, um das Puzzle zusammen zu setzten. Die Löcher waren viel zu groß und das Bild nicht zu erkennen, was ich zu sehen hoffte.
    
    Dazu merkte man, wie der Mann vor uns, innerlich zusammensackte und es aufgab, sich zu verteidigen, denn so wirkte die Szene auf mich. Frau Schmidt hatte keine Zweifel aufkommen lassen, wer hier etwas zu sagen hatte.
    
    Wenn sie so in der Schule aufgetreten wäre!
    
    Nach einer halben Stunde, drehte sich der Mann um und zog die Frau an ihrem Halsband, aus dem Raum, da sie sich nicht so schnell umdrehen konnte, um ihm zu folgen.
    
    Dann war der Spuk vorbei. Nur unmerklich entspannte sich Frau Schmidt, zumindest was man bei ihr als entspannen bezeichnen konnte. Sie schien nachzudenken und begann mich gedankenversunken, mit einer Hand, im Haar zu kraulen und ich nahm es dankend an. Dabei hatte ich allerdings den Eindruck, als wenn ihre Hand zittern würde. Kann mich auch ...
    ... getäuscht haben.
    
    Etwas später stand sie auf, nahm mich kurz an die Leine und führte mich das erste Mal aus dem Haus.
    
    Auf der Terrasse angekommen, legte sie mir die Auflage einer Liege auf den Boden, auf der ich Platz nehmen durfte. Dann ging sie zur Bar, die gut gefüllt war, goss sich einen großen, wirklich großen Drink ein und kam zurück, setzte sich auf eine andere Liege und sah mir tief in die Augen.
    
    In diesem Augenblick wirkten ihre sonst stechenden Augen, weicher und müde. Dann streckte sie ihren Arm aus und setzte das Glas an meine Lippen und kippte es in meine Richtung. Der bernsteinfarbene Drink floss über meine Lippen und die Zunge. Hochprozentig brannte es sich seinen Weg, bis in meinen Magen.
    
    Erst als die Hälfte des Glasinhalts in mich geflossen war, setzte sie ab, sah einmal nachdenklich in den Rest und nahm selber einen tiefen Schluck. Wieso ich etwas wie Mitleid empfand, kann ich nicht sagen, aber ich rutschte langsam zu ihr herüber und legte meinen Kopf auf ihr Bein. Dabei sah ich ihr von unten herauf in die Augen. Sie atmete kräftig ein und aus, versenkte ihre Hand erneut in meinen Haaren. Mit langsamen, kraulenden Bewegungen, fuhr sie hindurch, nahm hin und wieder einen weiteren Schluck aus dem Glas, bis es leer war.
    
    Danach stellte sie es ab und ließ sich auf die Liege sinken. Jetzt schien die sorgfältig aufgebaute Spannung aus ihrem Körper zu entweichen. So hatte ich sie noch nie gesehen.
    
    Mit geschlossenen Augen lag sie da und ich kauerte mich ...
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