1. Schule der Gehorsamkeit


    Datum: 01.07.2019, Kategorien: 1 auf 1, Autor: Kastor Aldebaran

    ... schien frisch und ausgeruht zu sein. Ein verschmitztes Lächeln lag auf ihren Lippen und sie sah in die Runde.
    
    Wir müssen ein armseliger Haufen verschlafener Schüler gewesen sein, denn sie klatschte plötzlich und unerwartete laut in die Hände. Ich meine den einen oder anderen Leidensgenossen zusammenzucken zu sehen und ich wusste, dass nicht nur ich am Rande des Schlafs war.
    
    Aber nicht nur ich hatte es gesehen, sondern auch Frau Müller. Sie ließ uns alle aufstehen und wir standen gähnend neben unseren Tischen.
    
    Es kam, was wir alle nicht erwartet hatten. Frau Müller ließ uns Turnübungen machen. Zuerst dachte ich, dass es ein Scherz wäre, doch es war keiner. Sie stand vorne und machte es uns sogar vor. Zuerst ein paar Kniebeugen und noch ein paar andere Übungen. Und wirklich, es vertrieb die Müdigkeit aus den Knochen, besonders als ich sie dabei beobachten konnte. Immerhin war sie körperlich eine Augenweide, und da sie uns die Übungen so zeigte, dass sie mal in dem einen, mal in einem anderen Winkel vor uns stand, war das Rundumpaket zum Beobachten sehenswert.
    
    An ihrem Körper schien kein Gramm Fett vorhanden zu sein und er machte einen durchtrainierten Eindruck. So trieben die Übungen nicht nur die Müdigkeit davon, sondern boten zumindest mir eine Ansicht, die mich zusätzlich aufweckte. Ein Augenschmaus besonderer Art.
    
    Dabei musste ich auf einmal unheimlich grinsen. Wie Frau Müller sich gerade vorne streckte und reckte, so stellte ich mir Frau Schmidt vor. Es ...
    ... passte nicht und ich sah sie wackelig auf ihren hohen Schuhen stehen. Ein paar Minuten später saßen wir wesentlich wacher auf unseren Stühlen und konnten dem Unterricht besser folgen. Die Bewegungen hatten uns aufgeweckt und wohl mehr Sauerstoff in die Lunge gepumpt.
    
    Der Rest des Schultages verging wesentlich langsamer und er schleppte sich dahin. Die folgenden sechs Schulstunden schlichen wie angeklebt dahin und wollten nicht vorbei gehen. Genauso war es heute. Ich hasse die Tage, an denen wir acht Stunden haben. Aber es geht nicht anders.
    
    Zumindest ist morgen Freitag und das heißt, bald ist Wochenende und in der Schule wird es wieder interessant. Ich bin gespannt, ob ich in den nächsten drei Tagen etwas von Claudia höre. Wenn sie mich nicht anruft, dann werde ich es spätestens Morgen machen. Ich hoffe, sie freut sich darüber und wir beide können etwas unternehmen.
    
    Samstag, 18 Dezember 2010
    
    Gestern war etwas, wie mein Glückstag. Wie gehofft hatte ich von Claudia eine Nachricht bekommen. Wozu SMS gut sind, wird mir jetzt erst wirklich klar. Zuvor von mir als nutzloses Zeugs abgetan, jetzt der Himmel, den ich immer angestrebt habe. Gut, der Text war knapp, um nicht zu sagen, sehr knapp. Ein einfaches "Treffen" mit einem Fragezeichen dahinter war nicht die große Literatur, doch brachte es in sieben Buchstaben, alles auf den Punkt. Einfacher kann Kommunikation nicht sein.
    
    Sofort rief ich sie zurück, denn das Schreiben von SMS ist nicht meine Sache. Ich bin darin nicht ...
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