1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... die Türklinke und ohne große Anstrengung konnte ich sie öffnen. Dahinter war ein Raum, besser gesagt ein Saal, der mich einen Moment meinen Atem anhalten ließ.
    
    Man hätte ihn sicher auch als Rittersaal bezeichnen können, zumindest kam er mir so vor.
    
    In der Mitte stand ein großer, langer und sehr massiv aussehender Tisch, der von hochlehnigen ebenfalls sehr massiv aussehenden Stühlen umgeben war. An den Wänden hingen teils Waffen, teils Bilder die vielleicht so etwa wie Ahnen der Burgherrin darstellten.
    
    Am anderen Ende des Saales war etwas an die Wand gehängt worden, was ein übergroßes Bild sein konnte. Es war sicher über zwei Meter groß und hing so, dass es kurz über dem Boden aufhörte. Was es aber tatsächlich war, konnte ich nicht sehen, denn es war mit einem Stofftuch abgehängt worden. Die Fenster zum Hof waren relativ klein, aber es fiel genug Licht in den Saal, um alles recht gut erkennen zu können. Ihnen gegenüber war ein gewaltig aussehender Kamin, über dessen Feuer man sicher einen ganzen Ochsen hätte braten können.
    
    Ich ging in den Saal hinein und sah mich einmal um. Über der Doppeltür war eine große bunte Fahne angebracht, die sicher ein Wappen zeigte. Aber da ich in der Heraldik nicht so bewandert war, sagten mir die Ornamente darauf nicht viel. Es waren nur zwei Burgen darauf zu erkennen, wobei eine davon teilweise von einem Schwert verdeckt wurde. Es sah so aus, als wenn sie brennen würde und ich meinte, im Hintergrund eine verschwommene Fratze ...
    ... zu erkennen. Aber da das Wappen so hoch hing, konnte ich es nicht genau erkennen.
    
    Also drehte ich mich wieder um und ging langsam die Wand entlang, an der mehrere Bilder hingen die irgendwelche Personen zeigte, die mir natürlich nichts sagten.
    
    Kurz stand ich vor dem Kamin und bestaunte die gewaltige Größe. Dabei stellte ich mir vor, wie es wohl ausgesehen haben musste, als hier vielleicht ein Fest gefeiert wurde. Dann war hier sicher ein großes Feuer am Brennen und man hörte die Stimmen der Ritter, die emsig von einem Mundschenk versorgt wurden. Wenn ich meine Augen zumachte, dann konnte ich es vor mir sehen und meinte sogar die Becher zu hören, die gegeneinander geschlagen wurden.
    
    Dann machte ich meine Augen wieder auf und erschrak gewaltig, als auf einmal jemand neben mir stand. Ich drehte meinen Kopf und sah Frau Gräfin neben mir stehen, wie sie auf eines der Bilder sah.
    
    "Habt ihr Interesse an meiner Familie?", sagte sie ohne ihren Blick von dem Bild abzuwenden.
    
    Ich sah sie von der Seite aus an und betrachtete sie einige Sekunden lang. Sie sah eigentlich genauso aus, wie ich sie das erste Mal gesehen hatte. Sie wirkte genauso steif, wie ich sie schon einmal gesehen hatte, doch konnte ich ihre Figur nun seitlich sehen. Das Kleid was sie trug sah fast genauso aus, hatte aber mehr Rüschen an den Ärmelenden und am Hals. Dazu hatte sie ihre Haare dieses Mal nicht in einen Dutt gedreht, sondern waren in einem mittelalterlichen Haarnetz an ihrem Hinterkopf ...
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