1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... im Magen gelegen hatte. Von daher aß ich am Abend nur noch eine Scheibe frischem Schwarzbrot mit etwas mehr Butter und hauchfein aufgeschnittener steinharter Salami. Davon dann aber reichlich und in Wellenform aufgelegt.
    
    Hinterher dafür ein großes, kühles Blondes.
    
    Während ich es langsam in mich hinein süffelte, sah ich mir die weiteren Gäste an. Eigentlich waren es immer dieselben. Frauen und Männer gemeinsam in Bekleidung, die sie sicher auch Zuhause oder auf dem Feld trugen. Keiner hatte sich für einen Abend in der Gaststätte umgezogen oder fein gemacht. Es war eben nichts Besonderes hierher zu kommen. Eher ein Bestandteil des Lebens.
    
    Einige unterhielten sich leise, andere sahen so aus, als wenn sie der Welt entrückt waren, wobei sie oftmals eine Pfeife in der Hand hielten und immer wieder daran zogen. In einer Ecke saß sogar eine sehr alt wirkende Frau, die ebenfalls an einer etwas kleineren Pfeife nuckelte. Sie sah dabei aber nicht verträumt in die Gegend, sondern man hatte den Eindruck, als wenn ihre Augen alles scannten, was sich tat. Sie gingen immer wieder von rechts nach links und wieder zurück, ohne dabei den Kopf zu bewegen.
    
    Alles in allem eine sehr friedliche und beruhigende Versammlung von zumeist älteren Menschen. Jüngere sah ich nicht. Die hatten wohl sicher etwas anderes zu tun, als hier bei den alten zu sitzen. Wo sie allerdings waren wusste ich auch nicht, denn wenn ich darüber nachdachte, waren mir im Dorf nur sehr selten Menschen begegnet ...
    ... und wenn, dann keine jungen.
    
    Ich war aber viel zu müde nach diesem anstrengenden Tag, wobei das Essen meine Trägheit noch ein wenig verstärkt hatte. Ich gähnte ein, zweimal und konnte meine Augen kaum noch aufhalten. Von daher entschied ich, schlafen zu gehen.
    
    Morgens erwachte ich frisch und ausgeruht. Auch diese Nacht hatte mich kein Geist besucht und ich war ehrlich gesagt auch froh darüber. Ich nannte die Erscheinungen der ersten drei Nächte jedenfalls so, denn ich konnte es mir sonst nicht anders erklären.
    
    Ich sprang fast aus dem Bett, denn irgendwie hatte ich einen ungemeinen Tatendrang in den Knochen. Ich wollte etwas schaffen und saß deswegen schon wenige Minuten später am Tisch um ein nicht so großes Frühstück einzunehmen. Dabei überlegte ich mir, was ich am Tag machen sollte.
    
    Als erstes fragte ich den Wirt, ob es im Dorf Dachdecker oder Zimmerleute gab. Der Wirt kratzte sich ein wenig am Kopf und meinte dann, dass es da jemanden gäbe, aber er sei ein seltsamer Mensch und er wüsste nicht, ob ich etwas mit ihm anfangen könnte. Der Wirt gab mir Namen und Adresse.
    
    Lorentz hieß er und wohnte an der Brücke, die am Dorfrand über einen Bach ging. Es sollte das kleine windschiefe Haus an der linken Seite sein, wo er wohnte. Straßennamen und Hausnummern gab es hier im Dorf nicht. Man kannte sich halt und wusste, wo wer zu finden war.
    
    Doch bevor ich ihn aufsuchte, musste ich auf der Burg danach fragen, denn er würde es sicher nicht für umsonst machen und war ...
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