1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... vielleicht auch kein gerne gesehener Mensch. Man wusste ja nie. Frau Gräfin war in solchen Sachen etwas empfindlich, soweit ich es wusste.
    
    Ach ja, nur einmal so am Rande erwähnt. Als ich mich auf den Weg machte, stand mein Auto noch immer nicht vor der Tür. Seltsamerweise störte es mich allerdings nicht. Ich kam auch ohne aus.
    
    Ich ging zur Burg hoch und nahm dieses Mal nicht sofort den direkten Weg durch das Tor, sondern ging einmal die Burgmauer entlang bis auf die hintere Seite. Hier bog ein kleiner Weg ab, der mir schon beim letzten Mal aufgefallen war, als ich die Burg das erste Mal umrundet hatte.
    
    Er war zwei Gehwegplatten schmal, aber man konnte sehen, dass er benutzt wurde, denn es wuchs kein Unkraut zwischen den Platten hervor. Würde sich niemand darum kümmern, wäre es anders.
    
    Der Weg schlängelte sich langsam etwas höher und nach hundert Metern knickte er ab. So überwand man eine Art Erhebung, bis man in einer Art Bergkessel stand. Steil ragten Felswände an drei Seiten in die Höhe und erzeugten ein beklemmendes Gefühl. Vor mir öffnete sich dieses winzige Tal ein wenig und es kam mir so vor, als wenn ich durch einen Trichter lief. An der engsten Stelle war ein etwa fünf Meter hohes, starkes Gitter von einer Seite zur anderen in den Felswänden verankert worden. Obenauf ragten lanzenartige Spitzen in den Himmel. Man konnte also nicht einfach darüber hinweg klettern. Aber es war ein ebenfalls massives Gittertor in das Konstrukt eingelassen und ich ging darauf ...
    ... zu.
    
    Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, doch es war nicht abgeschlossen, sondern ließ sich relativ einfach öffnen. Es quietschte nicht einmal, als sich die uralten Scharniere in Bewegung setzten. Sie waren sehr gut geölt.
    
    Wenige Schritte weiter machte der Weg dann noch einen Halbbogen und ich blieb einen Moment stehen, denn was ich dann sah, hatte ich so noch nicht gesehen.
    
    Vor mir lag ein kleiner Friedhof, der aber vollkommen anders aussah, als ich es jemals gesehen hatte. Trotzdem hatte ich den Eindruck, als wenn ich ihn kennen würde. Jeder Stein war mir irgendwie vertraut. Erklären konnte ich es mir allerdings nicht.
    
    Auf der freien Fläche standen mehrere, steinerne, kleine bis mittelgroße Totenhäuser. Sie waren wirklich wie Häuser aufgebaut worden und jeweils mit einer Doppeltür zum Weg hin ausgerichtet. So konnte man zwischen ihnen durchgehen und hatte das Gefühl sich, auf einer verkleinerten Straße zu befinden. Es waren auf jeder Seite fünf verschieden aussehende Häuser. Dazwischen lag jeweils noch eine große Grabplatte. Dabei hatte man den Eindruck, als wenn der Untergrund sorgfältig aus dem Felsen modelliert worden war, denn er war vollkommen flach und gerade. Es musste eine gewaltige Arbeit gewesen sein, dieses alles zu formen, denn es war keine Erde vorhanden, die man hätte einfach wegschaufeln können.
    
    Wenn das auch schon sehr interessant war, so faszinierte mich doch etwas anders.
    
    Am Ende dieser Straße ragte die Felswand vollkommen gerade ...
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