1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... Zeit. Die Art solche Schriftzeichen zu benutzen kam aus dem 14 ten oder 15 ten Jahrhundert. Das kannte ich von alten Grabplatten, die ich selber restauriert hatte. Dabei stellte sich mir noch einmal die Frage, warum der Name des oder derjenigen ausgemeißelt worden war. So etwas kannte ich nur von den alten Ägyptern, die damit die Erinnerung an diese Menschen auslöschen wollten, um sie damit auch im Jenseits zu töten. Ein solcher Brauch war mir in Europa nicht bekannt, aber man lernte ja nicht aus.
    
    Mit diesen Eindrücken ging ich langsam wieder in Richtung Tor und konnte von hieraus die Spitze des Bergfrieds sehen. Zu meinem Erstaunen stand oben ein Mensch darauf. Ich konnte sie auf die Entfernung zwar nur schlecht sehen, aber sie war auf alle Fälle eine Frau mit langem schwarzem Haar, denn diese wehten in dem Wind dort oben zur Seite weg. Sie stand so, dass sie in meine Richtung sah und ich wunderte mich darüber, da es mir nicht möglich gewesen war, die Falltür aufzubekommen. Also musste Conlin es geschafft haben, denn er wollte sich ja darum kümmern.
    
    Doch wer war die Frau auf dem Turm? Die Gräfin nicht, das konnte ich sogar über die Entfernung sehen. Sie trug ein wein- oder blutrotes Kleid, was ich fast ganz sehen konnte, denn sie stand gefährlich zwischen zwei Zinnen. Einen Schritt nach vorne und sie wäre in die Tiefe gestürzt.
    
    Ich sah noch einen Moment in ihre Richtung und hätte am liebsten ein Fernglas gehabt, um sie besser sehen zu können. Nach zwei Minuten, ...
    ... die ich in die Richtung der Frau gestarrt hatte, konnte ich mich von dem Anblick endlich lösten und ging sehr schnell in Richtung Burg. Ich wollte sie von Nahem sehen und sie davon abbringen, herabzustürzen.
    
    Doch als ich den Turm wieder näher sehen konnte, war sie nicht mehr dort. Ich rieb mir die Augen und dachte an ein Trugbild, doch ehrlich gesagt, glaubt ich nicht mehr an Erscheinungen. Die ich in den letzten Tagen erlebt hatte, waren mir zu real erschienen, um sie nur in meinem Unterbewusstsein zu suchen.
    
    Wenig später stand ich vor dem Tor und wie gewohnt, sprang die eingelassene Tür auf.
    
    Ich ging jedoch nicht zur Werkstatt, sondern direkt zu Conlin. Er sollte mir jetzt auf einige Fragen eine Antwort geben. Ich hatte irgendwie ein Recht darauf, fand ich jedenfalls.
    
    Wenig später stand ich in dem mit Büchern vollgestopften Raum und vor seinem Tisch, an dem er wie immer saß und in einem las.
    
    "Conlin!", sagte ich ein wenig aufgeregt, "könne sie mir einmal erklären, was ich hier wirklich soll?"
    
    Er sah mich seltsam an und meinte nur: "Ihr wurdet dafür angestellt, um die Schäden an der Burg zu auszubessern!"
    
    Jetzt fühlte ich mich wirklich, um es einmal deutlich zu sagen, verarscht. Ich kniff meine Auge ein wenig zusammen und meinte zu ihm: "Ich war eben auf dem Friedhof und raten sie mal, welcher Name mir immer wieder begegnet ist?"
    
    "Hmmm", meinte er nur trocken, "Eurer?" und sah mich dabei an, als wenn es ihm Spaß machte, nicht mehr zu sagen, als er ...
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