1. Die Burg


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... meisten interessiert, warum ihr eigentlich hier seid?"
    
    Ich nickte und wusste dabei genau, dass sie es im Augenwinkel gesehen hatte.
    
    "Nehmt euch ruhig von dem Wein. Er ist etwas schwer, aber er erfreut den Gaumen."
    
    Dann machte sie eine weitere Pause und wartete solange, bis ich mir ein Glas voll eingeschenkt hatte. Dieses setzte ich an meine Lippen an und trank ein erstes kleines Schlückchen.
    
    Er war wirklich schwer, aber zugleich auch sehr aromatisch und passte irgendwie zu der Situation.
    
    "Ich glaube, ich werde etwas weiter ausholen müssen, um euch alles zu erklären. Vielleicht wird der heutige Tag nicht für die Erklärung ausreichen, aber es wird euch zumindest einen kleinen Einblick verschaffen und eure Neugierde ein wenig befriedigen.
    
    Auf der einen Seite seid ihr natürlich auch hier, um die Burg in den alten Zustand zu versetzten. Doch wie ihr sicher schon festgestellt habt, ist das nicht alles, nicht der Hauptgrund.
    
    Wie ihr schon festgestellt habt, gibt es eine weitere Burg, die nicht weit von hier weg steht, aber nur noch in Trümmern vorhanden ist. Sie gehörte einmal einer anderen Ritterfamilie, die den Namen von Maiden trug. Lange Zeit waren die von Maiden und meine Familie stark miteinander verbunden. Zusammen bildeten wir in dieser Gegend eine Macht, die kein anderer Fürst weit und breit anzugreifen wagte. Wer eine der beiden Familien bedrohte, bekam es immer zugleich auch mit der anderen zu tun. Da die Gebietsansprüche der jeweiligen Familie ...
    ... entgegen der Richtung der anderen waren, kamen wir uns in dieser Frage nicht ins Gehege. So verlief unsere Kooperation Jahrhunderte lang in Frieden und Harmonie.
    
    Dies endete urplötzlich im Jahre des Herrn 1349. Die Pest überrollte das Land und es gab nur zwei Möglichkeiten etwas dagegen zu tun. Flucht oder Verschanzen. Etwas anderes blieb nicht übrig.
    
    Die Menschen wussten nicht, was da auf sie zukam, aber es konnte nicht von dieser Welt sein. Während sich unsere Familien in ihren Burgen verkrochen und niemanden mehr hinein ließen, suchte man sein Heil im Glauben. Man betete und versuchte so das Unheil von einem abzuwenden. Während meine Familie von der Pest verschont wurde, war es auf der Burg der von Maiden anders.
    
    Der Burgherr selber hatte eine Geliebte in einem ihrer Dörfer. Er war ihr so verfallen, dass er sich des nachts durch einen Geheimgang davon stahl und sich in das inzwischen verseuchte Dorf begab. Er wollte seine Geliebte retten und nahm sie mit auf die Burg. Diese war aber inzwischen infiziert und zwei Tage später brach die Seuche auf der Burg aus.
    
    Aus einem unerklärlichen Grund befiel die Seuche aber den Burgherren selber nicht. Er musste mit ansehen, wie unter seinen Augen einer nach dem anderen auf der Burg dahingerafft wurde.
    
    Er konnte es einfach nicht verstehen, sah es als Strafe Gottes an und fragte sich, womit er dies verdient hätte. Er hatte sich nichts vorzuwerfen, hatte nichts Unrechtes getan aber trotzdem wurde er so gestraft. Sein Gemüt ...
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