1. Spieglein, Spieglein ...


    Datum: 25.08.2019, Kategorien: Sonstige, Autor: Aldebaran66

    ... immer abwechselten. Die Gemälde zeigten alle irgendwelche Porträts mir unbekannten Personen. Die Spiegel wiederum waren auch alle verschieden, aber in etwas gleich groß. Ansonsten war der Saal leer. Nur ab und zu konnte man ein kleines Tischchen sehen, was direkt unterhalb eines Bildes stand.
    
    Das Licht des Saals entstammte mehrerer Kronleuchter, die von der Decke hingen und voller Kerzen waren. Allerdings hatte man nur etwa jede Zweite angesteckt, wahrscheinlich um zu sparen.
    
    Als ich das sah, musste ich grinsen. Auch hier schienen die Energiekosten enorm hoch zu sein. Eine Parallele zu unserer Welt. Denn so bezeichnete ich es inzwischen in meinem Kopf. Was ich sah, konnte nur eine andere Welt sein oder ein Traum. Doch daran glaubte ich nicht.
    
    Es war inzwischen später geworden und es fing langsam zu dämmern an. Das einfallende Licht des anbrechenden Tages kam durch das Fenster und das Bild vor mir verblasste langsam. Schon einige Minuten später, war es nicht mehr zu erkennen. So wie es aussah, konnte man nur etwas erkennen, wenn es bei mir vollkommen dunkel war. Genau das wollte ich ausprobieren. Doch meine Vorhänge ließen zu viel Licht durch. Also überlegte ich, wie ich den Raum dunkel bekommen könnte, vollkommen dunkel. Nach kurzem Überlegen kam mir eine Idee.
    
    Die gute, alte Alufolie musste dran glauben. Von innen an die Scheibe geklebt, ließ sie keinen noch so winzigen Lichtstrahl durch. Also folgte eine Schicht der anderen, um wirklich keinen noch so kleinen ...
    ... Lichtstrahl durchzulassen.
    
    Zum Schluss war ich sehr mit mir und meinem Werk zufrieden. Wenn ich die Tür zumachte und noch den Spalt darunter abdichtete, konnte ich wirklich nichts mehr sehen. Vollkommene Dunkelheit machte sich breit, war fast körperlich zu spüren. Eine leichte Enttäuschung war aber, als ich mich vortastete, vor dem Spiegel stehen musste aber trotzdem nichts sah. Da war nichts, absolut gar nichts. Zuerst dachte ich, dass ich falsch stand, und streckte langsam einen Arm vor, um mit meinen Fingern die Glasscheiben zu fühlen. Doch fast sofort spürte ich die glatte Fläche unter den Fingerkuppen und ich zog die Hand sofort zurück. Es war merkwürdig gewesen, denn eigentlich hätte die Scheibe kalt sein müssen, aber das war sie nicht. Sie war angenehm warm. Gerade deswegen hatte ich meine Hand ruckartig zurückgezogen. Es war nicht das, was ich erwartet hatte.
    
    Neugierig geworden streckte ich erneut meinen Arm aus, und als meine Finger auf die Scheibe trafen, konnte ich es nur bestätigen. Das Glas war warm, vielleicht sogar noch etwas wärmer, als meine eigene Körpertemperatur, aber nicht viel. Im Normalfall hätte ich gesagt, dass sie kuschelig wäre, aber das konnte man so nicht ausdrücken. Überhaupt fiel mir kein Wort dafür ein. Je länger ich meine Finger gegen die Scheibe drückte, umso seltsamer wurde es. War sie zuerst nur warm, fing sie auf einmal an zu vibrieren. Es war zuerst kaum zu spüren, wurde aber immer stärker, fühlte sich an, als wenn man seine Hand auf ...
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