Die Doppelinsel Kapitel 03.1
Datum: 06.09.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
Kapitel 3.1
Einige kamen schlechter damit zurecht als andere. Besonders Leilani hatte darunter zu leiden. Sie vermisste ihren Mann so sehr, dass sie eigentlich nicht mehr aus ihrer Hütte kam. Selbst das Essen, was man ihr brachte, konnte man fast so wieder mitnehmen, wie es gewesen war. Wenn sie einen Happen davon nahm, war es schon viel. Zum Glück trank sie wenigstens etwas, wenn auch nur wenig.
Von Tag zu Tag sah sie schlechter aus und magerte immer mehr ab. Nicht nur, dass sie nichts mehr aß und wenig trank, sie kapselte sich von allen anderen ab. Nur ihre beste Freundin und Nachbarin Moii kam noch etwas an sie heran. Sie brachte ihr das Essen und schaffte es wirklich nach Tagen, sie zu füttern. Löffel für Löffel schob sie ihr in den Mund, bekam es aber anscheinend gar nicht richtig mit, denn sie starrte dabei immer in eine nicht vorhandene Ferne. Starr war ihr Blick auf etwas gerichtet, was nicht da war. Doch sie schluckte wenigstens den angebotenen Brei. Festere Nahrung konnte sie nicht zu sich nehmen, denn sie kaute nicht. Da war es mit Flüssigkeit schon einfacher. Man konnte es ihr einfach einflößen.
Wenigstens der körperliche Verfall wurde gestoppt. Sie blühte nicht gerade auf, aber ihre Verfassung besserte sich von Tag zu Tag. Irgendwann drehte sie dann sogar ihren Kopf und sah Moii an. Sie erwachte anscheinend aus einem langen Traum und begann erst jetzt wieder die Umwelt wahrzunehmen.
Ein leichtes Lächeln deutete sich an, was für Moii das größte ...
... Geschenk war, was sie sich vorstellen konnte. Ihre Freundin war wieder da und jetzt konnte es nur noch bergauf gehen.
Moii war das gleiche Schicksal beschert, ging damit aber ganz anders um. Bei ihr war es einfach so und sie konnte nichts daran ändern. Außerdem war sie sich sicher, dass ihr Mann irgendwann wieder zu ihr finden würde. Wie wusste sie auch nicht, aber das war im Moment auch nicht so wichtig. Ihr Mann war zäh und würde es schaffen. Insgeheim wusste sie genau, dass er noch lebte. Also warum traurig sein? Es war eher eine Art Urlaub von der Gemeinsamkeit. Eine neue Erfahrung, ein Abenteuer.
In den nächsten Tagen steckte sie Leilani mit ihrer Zuversicht an und man meinte jede Stunde mehr sehen zu können, wie sie wieder ins Leben zurückfand. Außerdem beschlossen die beiden Frauen zusammenzuziehen, zumindest so lange, bis ihre Männer wieder kamen. Dann fühlten sie sich nicht so alleine und würden die Zeit besser überstehen.
Einige Leute im Dorf mussten alle vier Tage einmal schmunzeln, denn die beiden hatten die Übereinkunft, dass sie jeweils vier Tage in der einen und die nächsten in der anderen Hütte wohnen würden. So konnte man sie laufend dabei beobachten, wie sie ihre Habseligkeiten hin und her schleppten. Für einige der Bewohner wurde es geradezu zu einer Art festem Bestandteil ihres Kalenders. Einige wussten dann immer, dass wieder vier Tage vergangen waren. Die Alten hingegen saßen dann dort, wo die beiden vorbei kamen, und sahen sich alles genau an. Wenn ...