1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... stets nur das leere eigene Bett, nie eine Mutter, die mich umarmte. Wir bekamen Geschichten vorgelesen -- nie jedoch einen 'Gutenacht-Kuss'.
    
    Das Leben ohne einen Vater nicht entstehen kann, habe ich erst mit 14 erfahren. Ich weiß, dass sich um mein Volk viele Geschichten und Legenden ranken -- nur die wenigsten davon sind wahr. Doch was zählt schon die Legende eines fernen Helden, solange wir hier sind? Ich habe eine der angesehensten Ausbildungen der uns bekannten Welt durchlaufen und fühle mich dennoch, als wüsste ich nichts.
    
    Das Schicksal hat mir einen Gefährten an die Seite gestellt, der mir mehr Fragen beantworten kann, als ich jemals stellen könnte. Es tut mir leid, dass ich einigen von euch nicht ganz die Wahrheit erzählt habe, als ich Quinn als einfachen Reisegefährten beschrieb -- es war ein Fehler. Doch so gut ich verstehe, wie sehr ihr ihm zeigen wollt, dass ihr dankbar für seine Anstrengungen seid, so sicher bin ich, dass er es zu schätzen weiß. Nun brauche ich ihn, damit er meine Wunden heilt..."
    
    Ihre letzten Worte waren immer leiser geworden, es fiel ihm zunehmend schwerer, ein freundliches Lächeln auf den Lippen zu behalten. Unmittelbar, nachdem klar war, dass Daria nicht noch weitersprechen würde, wurden einerseits ihre letzten, für einige zu leise gesprochenen, Sätze an die weiter hinten stehenden weitergegeben. Andererseits schon heftig darüber diskutiert, was das nun zu bedeuten hatte.
    
    Es gab Einige, die felsenfest darauf bestanden, dass keine ...
    ... echte Waldläuferin jemals auch nur auf die Idee kommen würde, eine Partnerschaft mit einem Mann einzugehen, demnach konnte Daria keine von ihnen sein und hatte sie angelogen. Dass sie trotzdem den ganzen Tag ihre Verletzten und Kranken versorgt hatte, war dennoch nicht von der Hand zu weisen. Durfte man ihr diese Überlegungen vorhalten? Und wenn sie nun doch eine echte Waldläuferin war? Dann würde sie sie garantiert für den Rest ihres Lebens verachten, für ihren Mann galt dasselbe -- sofern er wirklich ihr Mann war, aber in diesem Punkt herrschte größtenteils Einigkeit, immerhin wusste der Schmied zu berichten, sie würden sich ein Bett teilen.
    
    Dennoch, wer war eigentlich dieser Quinn? Die eine Hälfte des Dorfes war zwar der Ansicht, er habe mehr für sie getan, als sie je aus eigener Kraft geschafft hätte -- dies stünde vollkommen außer Frage, dementsprechend dankbar sollte man sich verhalten. Sie taten jeden Einwand mit einer abwehrenden Geste ab, als wäre er allein aufgrund seiner Erscheinung über jeden Zweifel erhaben.
    
    Der andere Teil begann sich jedoch zunehmend zu fragen, was ein Heiler für den er sich ausgab mit zwei durchaus beeindruckenden Streitkolben und einer Lederrüstung wollte, genauso wie er sich dergleichen überhaupt leisten konnte. Jemand, den Quinn nicht genau sehen konnte, warf ein, er würde mit den Waffen wahrscheinlich die Bezahlung erpressen, sollte dennoch einmal jemand seine Dienste nicht bezahlen wollen, brachte er ihn damit wieder in den Zustand ...
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