1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... zurück, den er vor der Heilung gehabt hatte. Daraufhin erntete er von einem jener, die jede Kritik an ihm einfach wegwischten, einen Schwall derber Beschimpfungen, woraufhin der Erste hörbar gezwungen lachte, er habe doch nur einen groben Scherz gemacht.
    
    „Wenn sie die ganze Nacht so weiter machen, müssen wir die Nacht über Wachen aufstellen", raunte Daria ihm zu. Er musste zugeben, dass er sich ob der Wirkung ihrer bei der Ansprache ein wenig getäuscht hatte. Er hatte gehofft, das Dorf wenigstens für eine Nacht zum Nachdenken zu bringen und endlich ein wenig Ruhe zu finden, er spürte ein unbändiges Verlangen, mit Daria alleine zu sein, sie endlich fragen zu können, was den dunklen Schatten in ihren Augen hervorrief. So sehr es sich wünschte, desto weiter schien dieser Augenblick entfernt zu sein.
    
    XII.
    
    „Nächster!"
    
    Die Stimme des Assistenten war die eines kaum erwachsen gewordenen Jungen, vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Und dennoch... trotz der offensichtlichen Jugend meinte sie, darin einen Anflug von Müdigkeit zu erkennen. Nicht diese, die man abends nach einem ausgedehnten Tagesmarsch verspürt, sondern jene, die an Menschen zu kleben scheint, wenn sie mehrere Jahre ununterbrochene Stadtluft durchlitten hatten.
    
    Als sie gestern durch das große Tor im Nordosten marschiert war, hatte sie gedacht, kurz vor dem Ziel zu stehen. Dass der fünf Tage andauernde Weg über die Berge des Rabengebirges nur der Anfang gewesen war, hätte ihr eigentlich klar sein ...
    ... müssen. Man sprach nicht einfach so bei König Luarek vor, um überhaupt zu einer Audienz vorgelassen zu werden, benötigte man eine Einladung eines seiner beiden Verwalter.
    
    Dass dieser Mann sich überhaupt König nennen konnte, ohne binnen drei Tagen die Felder seiner wie Sklaven arbeitenden Untertanen von unten betrachten zu können, grenzte eigentlich an ein kleines Wunder und war nur dadurch zu erklären, dass sein Hofstaat unter seiner Herrschaft ein außerordentlich gutes Auskommen hatte. Bisher hatte noch eine Goldmünze mehr alle zur Vernunft gebracht. Dass dadurch das Volk noch mehr litt, als es das so wie so schon tat, interessierte hier niemanden. Warum auch, wenn man an einer Tafel mit dem König speiste und eine von Bediensteten geheizte Unterkunft im Palast oder in einem der luxuriös ausgestatteten Herrenhäuser hatte.
    
    Sosehr er sich auch als Allererstes um sein eigenes Wohl kümmerte, so konnte man Luarek ein gewisses Talent nicht absprechen, andere Menschen gefügig zu machen. Die Armee war einer der wenigen, die gleichermaßen aus Frauen und Männern bestand, das hielt sie auch über lange Reisen bei Laune. Jedem Einzelnen wurde ein sorgenfreies Leben am Ende der 25-jährigen Dienstzeit versprochen, leider gab es nur kaum jemanden, der diese Zeit überlebte. Den Bauern wurde schlicht ein so großer Teil ihres Ertrages genommen, dass sie nicht einmal dazu in der Lage waren, sich gegen ihn aufzulehnen, die Großgrundbesitzer und Kaufleute lebten in schier unendlichem Luxus, ...
«12...121314...85»