Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... unverkennbar weiblichen Züge zu verdecken. Anstatt eines dichten schwarzen Vollbartes, wie er hier in der Gegend üblich war, konnte sie nichts weiter als ihre helle, fast jugendlich wirkende Haut vorweisen, wenn man von den Spuren alter Verletzungen absah. Zwischen den wachsam glänzenden Augen erhob sich eine schmale Nase, die auf der linken Seite von einer unübersehbaren Brandnarbe überzogen wurde. Vor ein paar Monaten war sie noch stolz gewesen, dass sie trotzdem noch immer anziehend auf Männer wirkte.
Was hatte sie erwartet, als sie hergekommen war? Einen mit Fackeln hell erleuchtete Empfangshalle und Diener, dessen einziger Lebenssinn daran bestand, die ehrwürdigen Bittsteller des Königs zu empfangen? Es gab einfach Orte, dort hatten Frauen nichts verloren. Orte, an denen galten Frauen teilweise weniger als räudige Hunde, Orte an denen man Hure beinahe als Wertschätzung verstand. Zwar würde ihr niemand hier etwas antun, es interessierte aber niemanden, wenn man sie gegen ihren offenkundigen Willen an einen Ort brachte, an dem keiner zusah, der etwas dagegen hatte.
Kurz blitzen ihre Augen in einem Anflug von Entschlossenheit und Wut auf, den Bruchteil einer Sekunde war sie bereit dem Feuer in ihrer Seele seinen Willen zu gewähren. Doch dann gewann die Vernunft wieder die Oberhand. Eine Handvoll Männer würde sie vielleicht töten können, doch dann würde man ihr einen noch qualvolleren Tod bereiten, als sie sich vorstellen konnte. „Die Macht in dir ist nur so stark, ...
... wie deine Fähigkeit, sie zielgerichtet einzusetzen", hatten ihre Lehrmeister oft gepredigt.
„He, wenn ich frage, hast du zu antworten!"
Die Stadtwache hatte einen Gesichtsausdruck purer Überlegenheit aufgesetzt, einer von der Sorte, der so viel hieß, wie „Wenn du nicht tust, was ich verlange, prügele ich es aus dir raus".
„Pass auf, sonst wird sie noch wütend und schlägt dich", feixte der Andere.
Es kostete einige Überwindung, ihre schwelende Wut zu ignorieren, das Problem bestand nur darin, dass er in diesem Moment durchaus Recht hatte. Sie konnte nichts das Geringste gegen ihn tun, was er ohne Rücksicht ausnutzte.
„Ich ersuche nach einer Audienz bei unserem hochehrvollen König, um eine Nachricht an ihn zu überbringen", antwortete sie schließlich mit unterwürfiger Stimme. Es klang ihrer Meinung nach hinreichend überzeugend.
„Oh, die ehrwürdige Dame will eine Audienz. Hört, hört."
Sein derbes Lachen kam aus tiefster Seele, er versuchte nicht einmal, seine Verachtung zu verstecken. Immer wieder machte sie sich klar, dass diese Männer kaum mehr als primitive Tiere waren, die man aus ihrem Käfig gelassen hatte. Bisher war sie noch mit jedem Tier fertig geworden.
Der Größere von beiden trat einen Schritt an sie heran, machte keinen Hehl daraus, dass er geradewegs versuchte, ihre Brüste aus möglichst allen Winkeln zu beglotzen. Als wäre sie eine ordinäre Skulptur.
„Ihr könnt die Nachricht auch direkt mir übergeben, ich verspreche, dass ich sie an den König ...