1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... sie an einem Absatz an, zu beiden Seiten eine geschlossene Eisentür. Die rechte wurde geöffnet, sie hineingestoßen und wieder geschlossen. Nun war sie also offiziell am Ende. Der Tod wäre wohl doch angenehmer gewesen.
    
    Ihre Idee war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Nachdem sie die Armee verlassen hatte, musste sie fliehen, irgendwohin, wo man sie niemals oder mindestens für sehr lange Zeit nicht finden würde. Sie hatte die Wahl zwischen einem tagelangen Marsch über die karge Ebene gehabt und dem Weg durch das Rabengebirge. Ein Proviantvorrat für rund zwei Wochen hatte sie entwenden können, über das Gebirge konnte ihr niemand folgen. Die Entscheidung über die nächsten Monate war gefällt.
    
    Der Gedanke, König Luarek persönlich von dem Scheitern seiner Armee zu berichten war eine Idee gewesen, die ihr auf dem Weg eingefallen war. Erst hatte sie die Idee als sinnlos wieder verworfen, doch mit den einsamen Tagen in der Kälte kochte sie immer wieder hoch. Als sie hier in Lanan angekommen war, hatte sie sich bereits entschieden. Ob es aufgrund der Stimme war, die sie seit einigen Tagen wie eine zweite Haut begleitete oder weil sie einfach nur seinen Ausdruck des Scheiterns sehen wollte interessierte sie nicht.
    
    Schon mehrmals hatte sie sich gefragt, ob sie verrückt wurde. Stimmen, die einzelne, unverständliche Worte murmelten, waren für gewöhnlich Dinge, die man als Wahnvorstellungen abtat. Die Betroffenen bezeichneten sie oft als Freund oder sahen es als ...
    ... eine Vision ausgesendet von höheren Mächten an, sie hingegen spürte nichts dergleichen. Die Stimme war einfach nur da. Wenngleich sie nichts verstand, so hatte sie die Stimme doch unmissverständlich angewiesen, eine Weile hierzubleiben und nicht weiterzugehen. Warum sie sich dabei so sicher war, wusste sie selbst nicht.
    
    So oder so begann sie langsam, sich mit der kalten Zelle abzufinden. Es war zwar feucht und kalt, die Ecken stanken nach einem Cocktail aus menschlichen Exkrementen, über deren Entstehung sie lieber nichts wissen wollte. Immerhin gab es eine kleine Holzpritsche zum Schlafen und eine Schale mit Wasser, das einigermaßen genießbar zu sein schien. Viel ungemütlicher als eine Winternacht auf dem Schlachtfeld war es hier mitnichten. Sich ihrem Schicksal beugend rollte sie sich auf der Pritsche zusammen und fand sogar ein wenig Schlaf.
    
    *****
    
    „Wie lange ist es her?"
    
    Sie zuckte mit den Achseln, lächelte aber ergeben, während Licir sich um sie kümmerte und massierte. An einer Stelle, die nicht ganz zu ihren verspannten Muskeln passen wollte. Die letzten drei Tage über den Gebirgspass hatten sie mehr mitgenommen, als sie sich eingestehen wollte, hatte das Angebot des Heilers dann aber nicht ausschlagen können.
    
    „Was tut das zur Sache?"
    
    Es klang etwas härter, als sie beabsichtigt hatte, war aber zu erschöpft, um dies wieder auszugleichen.
    
    „Entschuldigt, aber ihr seid nun schon ein paar Monate bei uns und ich habe nie jemanden zu euch ins Zelt kommen... ...
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