1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... er langsam seine Augen öffnete, wie ein unsichtbarer Geist das Geschehen beobachtend. Er gehörte hier nicht hin. Vor einer Minute hatte er noch neben Daria in einem kleinen Zimmer gesessen -- nun befand er sich plötzlich auf einer Ebene. Beziehungsweise das, was unzählige Soldaten zu einer Ebene gemacht hatten.
    
    Um ihn herum war eine Schlacht unvorstellbaren Ausmaßes im Gange, hier trafen nicht nur zwei einfache Kompanien aufeinander, tausende Soldaten lieferten sich Duelle, die nur zwei Möglichkeiten kannten: Leben oder Tod. Mehrere Hundert Armbrustschützen zu beiden Seiten versuchten erfolglos Freund von Feind zu unterscheiden, einige griffen sich die Waffen von Gefallenen und stürzten sich mit in die Schlacht.
    
    Doch die Soldaten waren nicht der Grund für seine Gefühle: über den Köpfen aller lieferten sich Flammen und blaue Blitze ein mindestens ebenso erbittertes Gefecht, tauchten die Szenerie in ein ständiges Flackern. Schlagartig zuckte ein Blitz kurz auf, erlosch, während das Feuer auf der gegenüberliegenden Seite sich rasend schnell ausbreitete. Zwei weitere Blitze einfach wegwischte, als wären sie nie da gewesen. Plötzlich zog es sich zurück, beinahe dachte er, das Schauspiel würde enden.
    
    Ein Feuerball so groß wie ein Haus baute sich auf einer Seite des Schlachtfeldes auf, er stand in mindestens zweihundert Schritt Entfernung und konnte dennoch die Hitze spüren. Als der Feuerball sich seltsam wabernd in Bewegung setzte, kam es einem Urteil gleich. Er ...
    ... beschleunigte langsam, aber unaufhaltbar, bewegte sich dabei knapp über den Köpfen der Kämpfenden hinweg und hüllte einige in Flammen. Die Schmerzensschreie kamen langsam bei ihm an, als der Feuerball auf der anderen Seite explodierte und alle Umstehenden im Umkreis von 50 Metern sofort verbrannte. Drei Sekunden später ertönte ein durchdringendes Rückzugssignal.
    
    Als könne er auftauchen, wo immer es ihm beliebte, blickte er auf einmal genau in die Augen jener Magierin, die für den gewaltigen Feuerball und den Sieg ihrer Seite verantwortlich war. In ihnen loderte ein Ausdruck von purem Hass und ungezügelter Wut, als wäre sie nicht Herrin ihrer selbst. Sie sah ihn geradewegs an, wunderte sich offenbar keineswegs, wer vor ihr erschienen war.
    
    Ihre Kleidung war von Blut verschmiert, an ihren nackten Armen liefen rot-braune Rinnsale entlang. Ihre Beine zitterten, es war offensichtlich, dass sie sich nur noch schwer auf den Beinen halten konnte. Trotzdem schien sie sich nicht um sich selbst zu kümmern. Wenn er die Zerstörung nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, er hätte der Frau vor sich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal zugetraut, sie könne einen Hasen für ihr Mittagessen töten. Erst recht nicht, als er in ihre mädchenhaft glänzenden Augen sah, als die auflodernde Wut darin abgeklungen war. Sie schien so zerbrechlich - und er wusste, dass er schon einmal in diese Augen gesehen hatte. Vor sehr langer Zeit.
    
    *****
    
    Nichts verriet ihr, dass er wusste, wo er sich gerade befand. Zum ...
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