1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... ersten Mal, seitdem er ihn kannte, schien er geradewegs durch sie hindurch zu starren, als wäre sie gar nicht anwesend. Sie versuchte, in seinen Augen etwas zu erkennen, doch jedes Mal, als sie glaubte, seinen Blick gefunden zu haben blinzelte er und unterbrach die Verbindung. Dabei entging ihr nicht, dass er seine Augen einen Moment lang zu lange geschlossen hielt, konnte jedoch kaum mehr als ein feuchtes Glänzen erkennen.
    
    Wieder schloss er die Augen, als sie gerade gedacht hatte, sie würde ihn erkennen. Wieder blieb ihr nichts anderes übrig, als seine zugekniffenen Lider zu betrachten, die mit Erfolg seine Gedanken verbargen. Als er die Augen öffnete, war sein Blick mit einem Mal klar, wie zur Bestätigung lächelte er leicht, als sich sein Blick mit ihrem traf. Was auch immer er gerade gesehen hatte, es hatte nichts mit dem hier und jetzt zu tun. Bevor sie jedoch zu einer Frage ansetzte, bedeutete er ihr mit einem ganz leichten Kopfschütteln, dass er ihr nicht antworten wollte, es aber tun würde, sollte sie fragen. Sie hatte verstanden.
    
    Langsam richtete er sich wieder auf, sie setzte sich wie zuvor neben ihn. Alles schien wie vorher, doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass ein Teil von ihm nicht wirklich hier war. Ein kleiner Teil befand sich auf einer Reise, an einem weit entfernten Ort und würde nicht so schnell wieder zurückkommen. Er würde dies niemals zugeben, aber bis auf weiteres hatte sie diesen kleinen Teil von ihm bis auf weiteres verloren.
    
    „Leg dich ...
    ... noch ein wenig schlafen, der gestrige Tag war anstrengend. Ruh dich noch ein wenig aus", sprach Quinn das aus, was sie beide eigentlich schon die ganze Zeit dachten. Beinahe wäre ihr die bleierne Erschöpfung in seiner Stimme entgangen, ein unwirklicher Hauch, als wäre er ganz weit weg.
    
    Sie nickte dennoch, fühlte, wie sie von einer Welle der Erschöpfung überrollt wurde, gegen die sie sich nicht einmal hätte wehren können, wenn sie gewollt hätte. Das Letzte, was sie mitbekam, war ein sanfter Kuss, dann war sie eingeschlafen.
    
    *****
    
    Alles war ruhig, auf einer Wiese graste eine Herde Rehe unter der gerade den Zenit überschreitenden Sonne. Leichter Wind brachte Wolken von Norden heran, helle weiße Punkte am Himmel, die sie als Kind immer versucht hatte, als Figuren zu deuten. Ein Surren durchschnitt plötzlich die Luft, die Tiere stießen Warnschreie aus, flüchteten in Panik. Der Pfeil hatte sein Ziel jedoch bereits gefunden.
    
    „Guter Schuss", lobte sie Ralik anerkennend.
    
    Sie schenkte ihm zur Antwort ein durchdringendes Lächeln, als müsste sie sich erst noch beweisen. Sie erwähnte mit keinem Wort, dass es alles andere als ein guter Treffer gewesen war, als der Pfeil die Lunge des Tieres durchstochen hatte.
    
    Es hatte offensichtlich einige Sekunden gelitten, bevor es an den Schmerzen, nicht dem Treffer gestorben war. Vor ihm hätte sie dies jedoch nicht einfach zugegeben.
    
    „Trotzdem ist es nur ein Tier -- man wird mir wohl kaum glauben, wenn ich zurückkomme und behaupten ...
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