1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... muss, hier oben würden mittlerweile halbe Hirsche herumlaufen."
    
    „Schon in Ordnung, ich komme zurecht. Oder ihr bleibt noch einen Tag bei mir, wir finden bestimmt noch eine weitere Herde."
    
    Sie schüttelte immer noch lächelnd den Kopf:
    
    „Nein, das geht nicht, ich bin bereits zu lange fort. Allerdings würde ich gerne wissen, wie ihr euch mit bloßen Händen ein Reh fangen wollt."
    
    Mit einem eindeutigen Blick sah er ihren Bogen an, den sie nach wie vor in der Hand hielt. Bevor er jedoch auf falsche Gedanken kam, schnallte sie diesen an ihrem Rucksack fest.
    
    „Ihr könnt mir erzählen, was ihr wollt, bevor jemand anderes außer mir diesen Bogen anfasst, müsste schon einiges passieren."
    
    Dabei sah sie fest in seine hellgrünen Augen, die wie immer ruhig zurückblickten. Sie hätte sich einfach nicht darauf einlassen sollen, als er gefragt hatte, ob er sie ein Stück begleiten dürfe. Törichterweise hatte sie zugestimmt, abgelenkt von seiner beeindruckenden Ausstrahlung.
    
    „Was genau meint ihr mit einiges, Daria?", fragte er mit einem seltsamen Unterton, trat dabei einen Schritt näher und legte einen Arm um ihre Hüfte.
    
    Sie biss sich auf die Unterlippe, konnte ihn einfach nicht zurückweisen, das wusste er ganz genau. Das letzte Mal, an dem sie mit einem Mann zusammen gewesen war, lag einige Zeit zurück. In ihr meldete sich ein Gefühl, das sie lange Zeit ignoriert hatte.
    
    Verlangen. Gestern, als sie ihn getroffen hatte, war es wieder aufgeflammt. Sie hatte natürlich nichts ...
    ... gegen seine Begleitung einzuwenden gehabt, sie hatte damit gerechnet, bis zu ihrer Rückkehr zu ihrem Stamm alleine zu sein. So wie eigentlich jedes Mal, wenn sie auf die Jagd ging. So hatte sie die meiste Zeit des Jahres nur sich selbst, niemanden, der sie ein Stück begleitete. Keine Möglichkeit, ihren doch allzu menschlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Immer, wenn sie gerade glaubte, sich damit abgefunden zu haben, waren sie wieder da, stärker als zuvor.
    
    Am gestrigen Abend waren sie ins Gespräch gekommen. Er hatte erzählt, er sei ein Reisender, man hätte ihn jedoch vor einigen Tagen überfallen, deswegen besäße er nichts mehr außer einem kleinen Rucksack mit Proviant und dem, was er am Leib trug. Dass sie ihm angeboten hatte, sie könnten sich die Jagdbeute teilen, war selbstverständlich gewesen. Sie hatte ihm im Gegenzug von ihrem Stamm und Gewohnheiten der Waldläuferinnen erzählt. Hatte viel preisgegeben, mehr als sie vorgehabt hatte. Zuviel. Seine grünen Augen hielten sie an diesem Tag gefangen, ließen sie nicht wieder frei.
    
    Der Tag heute war wunderbar gewesen, sie hatte so schnell wie selten eine Herde gesehen, das Ergebnis ließ sich durchaus sehen. Raliks Anwesenheit war beinahe schon selbstverständlich, bis jetzt hatte sie jedoch nicht darüber nachgedacht, wie genau sie ihre Beute eigentlich teilen wollte. Ihr Volk erwartete von ihr eine ausreichende Jagdbeute, nicht nur ein halbes Tier. Währenddessen drückte sich Ralik, während er sich neben sie kniete, gerade ...
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