Erinnerungen 03
Datum: 09.09.2019,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: byErelyn
... blickte er kurz zu ihr herüber. Er betonte jedes Wort auf eine Art, die sie an den gleichmäßig ratternden Ton eines Wagens erinnerte.
„Es könnte Monate dauern, bis wir sie finden, wenn nicht noch länger", warf sie ein.
„Sie?"
„Ihn", verbesserte sie sich hastig, um nicht erklären zu müssen, dass sie ziemlich sicher war, dass er nicht alleine sein würde. Aus einem Grund, den selber nicht genau bestimmen konnte, wusste sie ziemlich sicher, dass er in Begleitung einer Frau war.
„Wie sollen wir überhaupt irgendjemanden finden, wenn wir nur zu Fuß einer einzigen Person hinterherlaufen wollen? Wenn auch nur ein Fünkchen Wahrheit in dem steckt, was Luarek mir über die Gründe erzählt hat, dann wird er uns wohl nicht winkend auf der Straße entgegenkommen und uns auf Anfrage ein halbe Stunde für eine Taktikbesprechung geben. Sollte er auch nur dazu in der Lage sein, ein ganzes Dorf dem Erdboden gleichzumachen, dann sind wir alle tot, bevor auch nur jemand um Hilfe schreien konnte.
Eine Armee verfolgen? Kein Problem, einfach nur der Spur der Verwüstung folgen. Einem Händler folgen? Kein Problem, mit dem Wagen kommt selbst noch ein fußlahmer Veteran mit. Was übrigens gar nicht so selten ist. Aber einen einzelnen Mann? Das dauert entweder ein ganzes Leben lang oder es ist ein Selbstmordkommando!"
Sie hatte sich immer mehr in Rage geredet, mit jedem weiteren Wort wurde ihr klarer, wie aussichtslos und sinnlos diese Aktion eigentlich war. Umso erstaunlicher, dass Warren ...
... die ganze Zeit über nicht einmal gezuckt hatte.
„Es war eure eigene Entscheidung im Zweifel für die Krone zu sterben. Ihr hättet nur ablehnen müssen, und hättet stattdessen ein langsames und schmerzhaftes Ende gefunden. Offensichtlich gefiel euch diese Möglichkeit hier besser."
Gerade noch hielt sie sich zurück, ihm einen kräftigen Schlag mit der Rückhand zu verpassen. Er wusste genau, was für eine Wahl das gewesen war. Es half nicht im Geringsten, wenn er ihr dies nun zum Verhängnis machte. Leider wusste er das genauso gut wie sie und es machte ihm offensichtlich Spaß. „Und was ist mit euch? Was habt ihr verbrochen, dass ihr nun bis zum Ende euer Tage meine Begleitung ertragen müsst?"
„Ich dachte, wir hatten bereits darüber geredet, dass wir unsere Vergangenheit ruhen lassen?"
Er grinste sie an, als hätte er einen Witz erzählt.
„Allerdings", fügte er hinzu,
„Bin ich mir relativ sicher, dass wenn wir auf dieser Straße bleiben in ein paar Tagen Bekanntschaft mit unserem Ziel machen sollten. Aus verlässlicher Quelle weiß ich, dass er auf dem Weg nach Lanan ist, uns also direkt entgegen reist."
Wenn seine verlässliche Quelle Luarek war, dann war davon besonders viel zu halten. Oder auch nicht.
„Die Quelle bin ich übrigens selbst", fuhr er nicht ohne einen unverkennbar hochnäsigen Unterton fort, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Er sah sie mit einem abschätzigen Blick an, betrachtete sie beinahe so, wie man eine Hure ansieht. Angesichts dessen befand sie ...