1. Erinnerungen 03


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie Autor: byErelyn

    ... es für besser zu schweigen, wer wusste schon, welche Märchen ihm noch einfallen würden. Sie beschleunigte ihre Schritte ein wenig, sodass Warren unweigerlich ein kurzes Stück hinter ihr herrennen musste, bis er sie wieder einholte. Wenigstens eins schien sie ihm vorauszuhaben: Sie war Laufen gewohnt. Der Gedanke daran, dass er spätestens übermorgen mit schmerzenden Füßen und Beinen darum betteln würde, dass sie langsamer lief, trieb ihr ein schmales Lächeln auf die Lippen.
    
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    Sie schlugen ihr Nachtlager ein wenig abseits der Straße so auf, dass es unnötig war, über die Nacht Wachen aufstellen zu müssen. Obwohl das wahrscheinlich so oder so die versteckten Begleiter übernehmen würden, selbst wenn sie auf offener Straße schliefen. Kein Grund also, sich Sorgen machen zu müssen, dass man mit einem Messer an der Kehle oder mit nichts außer den Kleidern aufwachte, solange die Räuber so nett waren, wenigstens diese an ihren Besitzern zu lassen. Sie hatte schon erlebt, dass dies nicht so selbstverständlich schien, wie es sich anhörte. Als Frau war das Folgende dann auch alles andere als angenehm.
    
    Leider hatte Warren darauf bestanden, sich sein eigenes Essen zuzubereiten. Nun gut, alles andere wäre auch schlicht dumm gewesen. Das Gift war quasi vorbereitet, aber ohne eine Möglichkeit es in ausreichender Menge einzusetzen, war es hinfällig. Zuviel war ebenso schlecht, sie wollte ihn nicht umbringen. Eine leichte Magenverstimmung, die ihn auf längere Ausflüge in den Wald ...
    ... verbannte, war vollkommen ausreichend und zielführender. Sie hatte aber auch nicht wirklich damit gerechnet, es zum Einsatz bringen zu können, einen Versuch war es dennoch wert gewesen.
    
    Früher oder später würde er unvorsichtig werden, solange er ihr eine ausreichend lange Zeitspanne gab, um zu verschwinden, würde sie die nutzen. Sie konnte dann zwar immer noch von einem Dolch überrascht werden, aber dann ging es wenigstens schnell. Mit diesen Gedanken rollte sie sich ihren Schlafsack neben der kleinen Feuerstelle aus und schlief einige Sekunden später ein. Warren sollte für heute Abend doch der Hölle persönlich eine geruhsame Nacht wünschen, morgen konnte sie immer noch den Boten machen.
    
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    Gerade als sich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont zeigten stand sie auf und packte die wenigen Habseligkeiten zusammen. Kurz überlegte sie, ob sie Warren einfach liegen lassen sollte und ohne ihn losgehen, doch er hatte bestimmt dafür gesorgt, dass sie nachts bewacht wurde. Bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte, wie sie daraus entkommen konnte, schlug er die Augen auf, nickte ihr kurz zu und machte sich dann wortlos daran, ebenfalls seinen Rucksack zu packen.
    
    „Nicht einmal einen Schluck Wasser?", fragte sie ein wenig spöttisch, als er fünf Minuten später fertig war.
    
    „Sehe ich so aus, als könnte ich nicht auf mich selbst aufpassen?"
    
    Er klang aggressiver als sie erwartet hatte, weshalb sie einen weiteren Kommentar dieser Art für sich behielt. Vielleicht wäre es ...
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