Wenn die Nachtigall erwacht 11
Datum: 28.04.2018,
Kategorien:
Sci-Fi & Phantasie
Autor: by_Faith_
... aber Miriam ließ ihn nicht ausreden.
»Du kannst V'nyx nicht überwachen, er macht hundert Sachen parallel, er kann gar nicht anders.«
»Es ist selbst ein Netzwerk, das nach Input verlangt«, sagte Sven und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Wenn alle Menschen Zugang zur Anderswelt hätten, würde sich keiner mehr mit diesen fummeligen sozialen Netzwerken im Internet abgeben. Stelle dir mal vor, du musst nur den Kopf in diese Welt stecken und siehst alles in klareren Farben, als sie die Realität bieten kann. Du kannst andere Besucher anfassen und riechen, mit ihnen reden und Gefühle austauschen, als wärst du mit ihnen in einem Raum.«
Miriam schaute ihn genervt an: »Warum erzählst du mir das? Ich kenne diese Welt besser als du?«
»Kann die Anderswelt auch Informationen speichern?«, fragte Sven, ohne sich von Miriams gereizter Stimmung anstecken zu lassen.
Miriam schaute nervös in den Rückspiegel und nickte dann: »Ja natürlich, wir können unser ganzes Leben in der Anderswelt speichern.«
Sven wusste, dass Miriam mit dem "wir" nicht ihn gemeint hatte, sie bezog es auf alle, die ihrer Art angehörten.
»Was ist mit dir?«, fragte er dann doch, Miriam schaute ihn gequält an und wirkte gleichzeitig dankbar, dass er endlich gefragt hatte.
»Der dunkle Wald ist von einer undurchdringlichen Dornenkuppel umhüllt«, sagte Miriam. Diese Tatsache machte ihr nun doch mehr Sorgen als vorhin.
»Seit wann?«
Miriam zuckte mit den Schultern und schaute wieder in den ...
... Rückspiegel.
»V'nyx hat es heute erst festgestellt, weil er die letzten Tage nur auf den blöden Computer fixiert war. Vielleicht ist das schon seit ein paar Tagen so, vielleicht auch erst seit heute Mittag.«
»Fuck! Kannst du jetzt noch mit T'rion in Kontakt treten?«
»Nein, und ich weiß auch nicht, was ich jetzt machen soll«, gestand Miriam und sie wirkte plötzlich sehr erschöpft, »erzähl mir einfach was Schönes, damit ich auf andere Gedanken komme, heute ändern wir daran sowieso nichts mehr.«
Sven plapperte wie ein Wasserfall, um Miriam auf andere Gedanken zu bringen. Er kam auf die Wohnungseinrichtung zu sprechen und zählte von jedem Raum einzeln auf, welche Möbel sie behalten könnten, und welche möglichst bald ersetzt werden sollten. Miriam hörte mit einem Ohr zu und rutschte nach einigen Minuten tief in ihren Sitz, um einen Blickwinkel einzunehmen, mit dem sie dauerhaft durch den beifahrerseitigen Rückspiegel nach hinten schauen konnte.
»Fährt der dunkle BMW schon die ganze Zeit hinter uns her?«, fragte Miriam und brachte Sven mit dieser Frage komplett aus dem Konzept.
»Keine Ahnung? Hast du mir überhaupt zugehört?«, fragte Sven und sah, dass Miriam fast in den Fußraum gerutscht war, um durch den Rückspiegel nach hinten schauen zu können.
»Geht das schon wieder los?«, raunte Sven, Miriam würde ihre Verfolgungswahn wohl nicht los werden. Als sich die Landstraße durch eine Ortschaft schlängelte, befahl Miriam: »Nach der Kurve biegst du, ohne vorher zu blinken, in ...