Urteil des Paris (UDATE2)
Datum: 23.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
Das Urteil des Paris (frei nach Plato, d.J.)
Teil2
Und jetzt komm mal da runter, Mädel, sonst krieg ich noch Zuständ!
HS ist not even amused darüber, dass ich nackig auf dem Tisch hocke, mit meiner halbblanken Shell genau vor seiner Nase.
Ich trage ein V, Pfeil zum Ziel.
Ziehts euch was an Mädels, ich habs nicht gerne, wenn so viel Leut um mich rumstehen und es ist nicht grad Premierenfeier oder Oscar-Verleihung!.
Außerdem könnt ich höchstens den kleinen Knackarsch von der Athene hier vernaschen,
aber nicht dein Lachsbrötchen hier gleich neben meinem Weinglas, Mädel!
Des passt nicht zamma! Du riechst nach heißem Weib, verdammt! Des bringt Unglück. Und ich bin abergläubisch! Dich will ich gerne auf der Bühne, nicht auf dem Tisch!
Charlie versucht, die Situation zu retten: Wir müssen doch aber üben, uns daran gewöhnen, vor Publikum nackt zu sein, Sonst vergessen wir dann noch unseren Text bei der Aufführung, weil wir dann ja nackig sind und aufgeregt und so
Ah, geh, Mädel! Glaubst, i bin vom Mond? Des lernts ihr doch im sechsten Semester, gell?
Ja, er hatte Recht! Den konnte man nicht verkohlen!
Im sechsten Semester hatten wir einen Intensivkurs
Dramaturgischer Körpereinsatz und expressive Emotionen auf der Bühne und im Film.
Ich weiß noch genau, wie wir versuchten, von den ältern Studenten darüber etwas Genaueres zu erfahren. Es kursierten die tollsten Gerüchte, aber keiner wollte dazu was sagen.
Sie wollten uns halt die Spannung ...
... und den Spaß nicht verderben.
Vor Allem sich selber nicht! Denn die Studenten aus den älteren Semestern füllten den Probensaal als Pseudo-Publikum. Das hatten wir schon erfahren. Mehr aber auch nicht.
Dann war es soweit.
Professor Schmalenbach, unser Dozent für Dramaturgie und Intendanz hielt eine kurze Einführungsrede, die darauf hinauslief, dass man als Schauspieler seinen Körper und seine Persönlichkeit voll in die Rolle einbringen muss. Sich selbst vergessen und ganz und gar in der Figur aufgehen, egal, was mit ihr geschieht. 100%!
Die Bühne war dunkel und leer.
Wir Neuen saßen alle in der ersten Stuhlreihe des Probensaales.
Hinter uns war der Saal voll mit älteren Semestern.
Schmalenbach erklärte:
Kommilitonen, es könnte sein, dass jemand den heutigen Tag zum letzten Tag seines Schauspielstudiums erklärt.
Aber: Dann ist er oder sie eben kein richtiger Schauspieler und wird es auch nie werden!
Soll sich dann meinetwegen um Rollen in billigen Seifenopern oder dämlichen Werbefilmchen bewerben! Meine Verachtung, und ich hoffe, auch die Eure ist ihm gewiss!
Sie haben ihre Texte bekommen und hoffentlich gut gelernt!
Das hatten wir allerdings! Aber keiner war in der Lage, sich daraus etwas zusammenzureimen. Die Texte waren völlig konfus und durcheinander,
nichts passte zusammen! Welches Stück sollte das denn sein?
Ich hatte den letzten Monolog der Jeanne d arc.
Und Charlie hatte eine Sequenz aus dem Film Show-Girls
Nur Verena war ...