Wehrlos Ausgeliefert Teil 02
Datum: 03.11.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: bybougainville06
... angsteinflößend. Sie musste alle Energie aufbringen, die kleine Flamme am Leben zu erhalten. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis sie spürte, dass durch die Flamme der Raum um sie herum sich erwärmte. Mit der Wärme wurden die Konturen weicher, es wurde heller. Sie konnte erkennen, wo sie war. Es war, die ihr wohlbekannte Tretmühle ihres Lebens. Wohl komfortabel ausgepolstert und sehr bequem, aber dennoch eine Tretmühle. Sie nahm unaufgefordert ihren Platz ein. Von den Nachbartretmühlen grüßten die ihr vertrauten Gesichter. Da die Nachbarin, hier der Klassenlehrer von Benjamin. Viele erkannte sie wieder und alle begrüßten sie freundlich. Die Angst wich von ihr, der Rhythmus ihres Lebens war wieder ruhig und normal. Ihre Angst wich einer aufkommenden Zuversicht, sie lehnte sich zurück und entspannte sich im Nichts ihres Seins.
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Auf der Station
Sie erwachte schwebend über einem dichten Bodennebel, der ihr ganzes Sein verdeckte. Sie konnte weder denken, Hören noch Fühlen. Ihr ganzes Bewusstsein war zu Eis erstarrt. Weder auf das jetzt, noch auf ihre Erinnerungen konnte sie zugreifen. Sie schwebte ohne Raum und Körper und wartete. Wartete auf was?
Aus dem Nebel verdichtete sich ein Piepsen, ein wiederkehrendes Piepsen, das mit ihrem inneren Rhythmus konform ging. In das Piepsen mischte sich ganz fein ein Schluchzen. Sie lauschte dem monotonen Geräusch und dem Schluchzen. Wer mag das wohl sein und was piepst hier so penetrant. ...
... Ihr kamen plötzlich Fetzen ihres Traumes in Erinnerung. Traumes? Bis jetzt hatte sie hier im Krankenhaus, jeden Falls, soweit sie sich erinnern konnte, noch keinen Traum gehabt. Jedenfalls konnte sie sich an keinen erinnern. War dieser vermeintliche Traum vielleicht doch real gewesen? Sie schob den Gedanken beiseite, klären hätte sie es jetzt doch nicht können. Da, leise, ganz leise hörte sie Worte. Sie erkannte sofort die Stimme. Es war ihr Sohn Benjamin. Sie wollte ihm zuhören, doch seine Stimme war nicht mehr zu verstehen .........Sie schrie nach ihm........."Bennyyyyy...!!!!!"
Der Nebel verschluckte nun die Situation vollständig. Sie war wieder ohne Kontakt zum Leben. Warten. Sie konnte nur warten.
Da aus dem Nebel drangen wieder Worte an ihr Ohr.......
„Mama, das darfst du nie wieder machen."
Es war Benjamin.
„Mama, was hast du mir letzte Nacht für einen Schreck eingejagt. Du wolltest dich doch, allen Ernstes, still und heimlich aus dem Staub machen."
Ein resignierendes Seufzen erfüllte den Raum.
„Ich brauche dich doch. Ohne dich kann und will ich nicht mehr Leben. Papa ist da ganz anders, der hat sich einfach mit Carla getröstet. Es ist in meinen Augen ein schlechter Tausch. Aber das muss er selbst wissen. Ich auf jeden Fall werde auf dich warten. Opa Werner ist ... -seine Worte wurden leiser- auch davon überzeugt, dass du wieder wirst, wie er immer.................."
Der Nebel drängte sie erneut aus der Realität. Sie kämpfte dagegen an. Doch es ...